Satirischer Monatsrückblick April 2017
Anschlag in Paris, Anschlag auf ein Kaufhaus in Stockholm, Anschlag auf den Bus einer Fußball-Mannschaft.
Und du fragst dich, warum tun Menschen so etwas?
Jetzt werden Sie vielleicht sagen: „Ist doch ganz einfach. Aus religiösem Fanatismus, aus Geldgier oder weil es einfach bekloppte Menschen gibt, die bekloppte Dinge tun.“Aber irgendwie passt das nicht in mein Weltbild. Mal abgesehen von den ganzen Anschlägen auf meinen guten Geschmack, die ich auch noch über mich ergehen lassen muss.
Atomraketen in Nordkorea, Flugzeugträger in China, Referendum in der Türkei.Und unwillkürlich stellt sich mir die Frage: Gibt es noch intelligentes Leben auf der Erde?
Ich weiß nicht, wieso ich in diesem Zusammenhang gerade an Til Schweiger denken muss. Manchmal verstehe ich mein eignes Hirn nicht.
Ach so, im April war Schweiger in die Schlagzeilen geraten, weil der Liter Leitungswasser in seinem Restaurant 4,20 Euro kostet.
Nur gut, denke ich, für diesen Preis kriege ich im Supermarkt meines Vertrauens fast zwei Liter Pils.
Aber darum geht es mir gar nicht. Ich frage mich, wer sucht diese Schlagzeilen aus? Und nach welchen Kriterien?
Ein Sprengstoffanschlag auf Menschen und das Wasser von Til Schweiger, das ist doch ein Riesenunterschied. Wie schafft es das Wasser von Til Schweiger überhaupt zur Schlagzeile? Also mal ehrlich, das Wasser könnte man doch lassen. Also der Til…äh…die Schlagzeile mit dem Wasser vom Schweiger…na, Sie wissen, was ich meine.
Ich will noch einmal nachlesen, welche der Terror-Attentate im Monat April zu welchem Zeitpunkt…Schwupp! Schon die nächste Schlagzeile.
„Die Raumsonde Cassini kreuzt heute die Ebene der Saturn-Ringe“, erfahre ich.
Ja genau! Das wollte ich wissen. Ich bin heute morgen aufgestanden und da dachte ich schon, wenn heute mal nicht der Tag ist, an dem die Raumsonde Cassini die Ebene der Saturn-Ringe kreuzt.
Herrschaftszeiten! Wer ist verantwortlich dafür, mir so viel unnützes Wissen zu servieren? Und jetzt kommen Sie mir nicht, geneigter Leser, mit solchen Phrasen, wie, ich wäre doch selbst schuld und bräuchte doch nur auszuschalten. Irgendwo muss ich mich doch informieren!
Nun gut. Also kaufe ich mir am Bahnhofskiosk eine dieser Sammlungen aus gefalteten und bedruckten Papierseiten. Knistert und stinkt nach Druckerschwärze. Und wenn ich mit dem Finger drüberwische passiert überhaupt nichts. Genau! Sie haben es erraten. Eine Zeitung.
Ich schlage blind eine Seite auf und mir springt die Schlagzeile ins Gesicht: „Feldhamster stark bedroht!“ Na endlich mal was wirklich Wichtiges.
Der süße fluffige kleine Nager ist hierzulande tatsächlich fast ausgestorben. Deshalb gibt es in Heidelberg eine einzigartige Hamsterzuchtstation.
Und weiter: In Worms lassen Gäste zwei Urnen im Hotelzimmer zurück! Die Deutschen geben weniger Geld für Hochzeiten aus. Und in Karlsruhe löst ein als vibrierende Seife getarntes Sexspielzeug bei der Polizei Großalarm aus.
Na prima! Ich überlege, wie ich dieses Wissen für mich nutzen kann.
Und schon stoße ich auf eine Nachricht: „Klein ist Trend!“
Da liege ich mit meinen 1,72 Metern Körpergröße doch ganz gut im Trend. Aber da laust dich der Affe, die meinen gar nicht die Größe des Körpers, sondern die Größe der Wohnung.
Mikro-Appartments sind der neueste Schrei in Großstädten. 20 bis 30 Quadratmeter Wohnraum. Die Nachfrage sei riesig. Alleinstehende Senioren, berufstätige Singles, Studenten.
Na klar, Familien habt ihr ja mit euren Wucherpreisen aus den Städten vertrieben.
20 Quadratmeter – wer soll denn da leben? Das ist doch nichts für einen ausgewachsenen Menschen.
Andererseits, du hast ja keine Regale mehr, denn Bücher liest du auf dem Tablet. Die Schallplattensammlung und die Stereo-Anlage nehmen auch keinen Platz mehr weg, denn Musik hörst du über das iPhone. Auf die Küchenzeile kannst du verzichten, denn Smoothie und Coffee to go kriegst du unterwegs. Das geräumige Doppelbett musst du auch nicht unterbringen, denn der zukünftige Großstädter ist ja Single. Da reicht auch die Yoga-Matte zum Schlafen. Die kannst du tagsüber zusammengerollt in die Ecke stellen. Ergo: Ein Klo, mehr brauchst du nicht. Alles andere erledigst du mit Smartphone und Laptop. Da werden doch zwanzig Quadratmeter reichen.Und wenn Mikro-Appartments irgendwann wieder out sein sollten, wissen wir wenigstens, wo wir die ganzen gezüchteten Hamster aus Heidelberg unterbringen.
In diesem Sinne, tanzen Sie gut in den Mai. Und wenn Ihnen irgendeine Schlagzeile zu dämlich ist: Immer schön lächeln.
Fotos: com77380 CC0 Public Domain; von katanski (Eigenes Werk) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons; von Morty (Eigenes Werk) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons; von 4028mdk09 (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons; von Funke (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons; von Neitram (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons