Satirischer Monatsrückblick April 2019

von | Apr 30, 2019 | Satirischer Monatsrückblick

Im Monat April beherrschte ein ziemlich trockenes Thema die Schlagzeilen: Klimawandel!

Der April war zu heiß, die Bauern stöhnen auf, das Wasser fehlt. Naturschützer wollten in der Prignitz Amphibien zählen, finden aber keine mehr, berichtet rbb24. Diese Kröte musst du als Naturschützer erst mal schlucken. Da bleibt dir nur noch der Frosch im Hals.
Brandenburg wird zur Mini-Sahara erklärt. In Mecklenburg-Vorpommern herrscht eine Dürre. Nein, damit meine ich nicht die Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, sondern die Witterung.

Aber nun mal Hand aufs Herz, liebe Leser des satirischen Monatsrückblicks. Haben wir das nicht alle so gewollt? Zumindest die Betagteren unter uns – zu denen ich mich auch zähle – werden sich an den Sommerhit von 1975 erinnern: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, sinnierte und sang dereinst Rudi Carrell.

Und alle stimmten jahrelang ein in den Chor derer, die die Nase voll hatten von Regen und Kälte von Juni bis September.
Meine Lieblingsverse von Rudis Song waren „… ja früher gab es hitzefrei, das Freibad war schon auf im Mai…“ und „…ein Schaf war damals froh, wenn man es schor…“

Wir sehnten uns nach Hitze und Trockenheit, wenn wir an verregneten Augusttagen mit Gummistiefeln über den Zeltplatz wateten. Der erfahrene finnische Tierforscher Luka Brekkies erfand extra das Trockenfutter, damit wenigsten die geliebten Vierbeiner sich an etwas Trockenheit ergötzen konnten. Und nicht nur so mancher Schäfer wollte seine Schäfchen ins Trockene bringen.

„…ein Schaf war damals froh, wenn man es schor…“

Und bis vor wenigen Jahren schmetterten wir bei jedem Schlagerfestival: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer, wie er früher einmal war, so mit Sonnenschein von Juni bis September, und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.“

Und nun schreiben wir das Jahr 2019 und wir sind endlich wieder soweit, dass die Freibäder schon im Mai öffnen – so sie nicht durch Sparmaßnahmen der örtlichen Kommune ohnehin geschlossen wurden, – und die Schafe wieder froh wären, wenn man sie schöre. (Ja, ich weiß, das klingt dämlich, aber so lautet nun mal der Konjunktiv 2 von „scheren“.) Und nun passt es uns auch wieder nicht.

Heerscharen von Ingenieuren grübelten Jahrzehnte, wie sie das Klima beeinflussen könnten, damit von Juni bis September endlich wieder die Sonne scheint. Sie konstruierten SUV’s, Kreuzfahrtschiffe, Flugzeuge, manipulierten Abgasfilter. Und anstatt sich bei ihnen zu bedanken, dass sie für den Wandel vom verregneten Sommer mit all seinen Überschwemmungen hin zu Sonnenschein-satt gesorgt haben, dreschen wir auf sie ein.

Endlich trocken?

Niemand möchte mehr etwas von Trockenheit wissen. Alle sehnen sich nach Regen und Nässe. Ein brandenburgischer Bauer verließ vor kurzem seine Frau, weil die ihn zum Feierabend mit den Worten empfing: „Es ist endlich trocken!“ Dabei meinte sie ihr gemeinsames Kind, das endlich nicht mehr in die Hosen pinkelte.
Nur der Wein kann nicht trocken genug sein, wenn er unsere staubtrockene Kehle benetzt.

Doch ein Hoffnungsschimmer flimmert am heißen Horizont.
Denn es gibt eine Trockenheit, die Feuchtigkeit erzeugt: Wenn der Kabarettist zur Höchstform aufläuft, schafft er es, dass mit trockenem Humor kein Auge trocken bleibt! Ein faszinierendes Phänomen. Das wäre ungefähr so, als wenn du mit dem Staubsauger den Rasen sprengen würdest.

Rasen sprengen ist jedoch bei dieser Trockenheit verboten. Der amerikanische Sprengmeister D. Tonation sagte kürzlich in einem Interview: „Rasensprängen ist doof, da fliegen dir die ganzen Grasbatzen um die Ohren.“

In diesem Sinne tanzen Sie gut in den Mai. Und falls es zu trocken ist, hilft ein Mai-Bock. Oder: Immer schön lächeln!


Fotos: Sams345meow [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons; von Bru-nO

Spruch des Monats

„Der Klügere gibt nach – Eine traurige Wahrheit: Sie begründet die Weltherrschaft der Dummen.“

Marie von Ebner-Eschenbach