Satirischer Monatsrückblick August 2017
Stell dir vor, es sind Wahlen und keiner merkt es. Bundestagswahlen in Deutschland sind so spannend wie die Fußball-Bundesliga. Es gewinnt immer derselbe, im Grunde fragt man sich nur, wer wird Zweitplatzierter und wer steigt ab.
Im August gab es jedoch ein Leckerli für die Sprachfetischisten. Die neue Auflage des Duden.
Duden? Gibt’s den überhaupt noch, werden jetzt einige fragen.
Den Duden hast du immer gebraucht, wenn du nicht wusstest, wie ein Wort geschrieben wird. Also so eine Art Wikipedia nur analog. Aus Papier. Den Duden gab es sogar früher in der DDR.
Je nachdem welche Wörter für den Sprachgebrauch in der Gesellschaft relevant sind, werden auch neue Wörter aufgenommen. Das heißt, der Duden ist auch immer bisschen ein Abbild, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickelt.
In der neuen Auflage sind gleich 5000 neue Wörter aufgenommen worden.
Zum Beispiel Darknet, Instagram und Adblocker. Auch wenn Sie wissen wollen, wie Selfiestick, Fake News oder Lügenpresse geschrieben wird, reicht in Zukunft ein Blick in das Nachschlagewerk.
Was es über die Entwicklung der Gesellschaft aussagt, dass auch Bierdusche, rumeiern, verpeilt und das Arschrunzeln aufgenommen wurden, überlasse ich Ihren Spekulationen.
Stutzig macht mich allerdings, dass auch das Wort Merkel und alle anderen Bundeskanzler im neuen Duden vertreten sind. (Das hatte damals nicht einmal der Honecker geschafft.)
Man sollte doch wissen, wie der Name der Kanzlerin geschrieben wird, oder? Immerhin ist sie für alle Schüler bis zur sechsten Klasse der einzige Kanzler, den sie je kennengelernt haben.
Und was soll man an diesem Namen falsch schreiben? Vielleicht mit ä oder mit g, am Ende mit Doppel-l, aber viel mehr Möglichkeiten gibt es da nicht.
Vielleicht bedeutet es aber auch, dass sie jetzt für immer Kanzlerin bleibt.
Der Name von unserem Fußball-Nationalmannschafts-Trainer Jogi Löw steht nicht im neuen Duden, weil man weiß, wie der geschrieben wird.
Bedeutet das nun, dass die Menschen sich mehr für Fußball als für Politik interessieren? Ich weiß es nicht? Vielleicht hat das eine aber auch nichts mit dem anderen zu tun, ist also eine Scheinkorrelation. (Sie brauchen nicht nachzusehen, steht nicht im Duden.)
Im August wurde das Ergebnis einer Studie aus Dänemark veröffentlicht: Wer Alkohol trinkt, bricht seltener das Studium ab.
Aber man hat zugegeben, auch das sei eine Scheinkorrelation. Denn es liegt gar nicht an der Promille, sondern an der Geselligkeit, die beim Alkoholtrinken entsteht, dass weniger Studenten das Handtuch werfen.
Außerdem, wenn du als Student immer bis Mittag deinen Rausch ausschläfst, kannst du gar nicht das Studium abbrechen, weil die Behörde, bei der du dich exmatrikulieren musst, mittags schon dicht ist. Also dicht im Sinne von geschlossen, Sie wissen, was ich meine.
Also dann auf in den September. Mal sehen, wer die Wahl gewinnt. Am Ende ist es ja vielleicht auch eine Scheinkorrelation: Der Wahlsieg steht nicht in Korrelation mit den politischen Fähigkeiten des Gewinners.
In diesem Sinne kommen Sie gut in den Altweibersommer. Und falls Ihre Partei die Wahlen nicht gewinnt, bleiben Sie locker und denken Sie dran: Immer schön lächeln!
Spruch des Monats
„Viele Menschen sind zu gut erzogen, um mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Scheu, es mit leerem Kopf zu tun.“