Satirischer Monatsrückblick Dezember 2015

von | Dez 30, 2015 | Satirischer Monatsrückblick

Und schon war es um. Das Jahr Zweitausendundfünfzehn. Im Dezember gab es gefühlt nur zwei Themen. Thema eins: Bleibt Pep Guardioala Bayern-Trainer. Thema zwei: Verlängert Pep Guardiola seinen Vertrag bei den Bayern.
Nun, er geht weg. Vielleicht wird er ja Berater der Bundesregierung, denn die könnte etwas Pep gebrauchen.

Diese jedoch, also die Bundesregierung, beschloss im Dezember
den Einsatz deutscher Soldaten in Syrien. Dort ziehen sie in den Kampf gegen den IS. Deutschland zieht in den Krieg nach Syrien, doch im Dezember hieß es erst einmal: Zimtgebäck statt Sturmgepäck.
Denn Krieg – das bedeutet viele Waffen, also fiel die Weihnachtsfeier bei Heckler und Koch dieses Jahr besonders üppig aus.

Nach den jüngsten Terroranschlägen in Paris sieht der Waffenhersteller eine wachsende Bedeutung für die deutsche Rüstungsindustrie. Das klingt ein bisschen nach dem Motto: Hat jedes Haus sein Sturmgewehr, dann gibt’s bald keinen Terror mehr.
Andreas Heeschen, Großaktionär des Waffenherstellers, sagte sogar in einem Gespräch mit der Zeitschrift „Die Welt“: „Wir brauchen neue moderne Waffen.“
Dies sei ein eindeutiger Aufruf zur Aufrüstung, so protestierten einige Friedensaktivisten. Doch aus der Chefetage des Waffenherstellers hieß es, man solle das alles jetzt nicht so ernst nehmen. Schließlich – SigSauer macht lustig.
Ganz aktuell läuft eine Ausschreibung Frankreichs für 90.000 Sturmgewehre. Großaktionär Heeschen: „Wir wollen diesen Auftrag gewinnen, da setze ich alles dran.“

Goldene Zeiten also für die Rüstungsindustrie und das musste gefeiert werden, nicht zuletzt an Weihnachten, dem Fest des Friedens.
Man kann sich gut vorstellen, welche Leckereien auf der Weihnachtsfeier eines Rüstungskonzerns gereicht werden. Neben Alkohol und Spekulatius dürfen natürlich Kirschbomben nicht fehlen.
Auf die Anfrage, ob es denn auch alkoholfreie Getränke gäbe, sagte uns ein Vorstandsmitglied, welches ungenannt bleiben möchte: „Natürlich gibt es alkoholfreie Getränke, aber bei uns sind die mit Schuss.“
Hahaha, so klingt es, geneigter Leser, wenn Waffenhersteller Witze machen wollen; Pointen wie das G36 – immer knapp daneben!

Aber auch bei Krauss Maffai Wegmann gab es beim Jahresabschluss ordentlich was zu feiern.
Nach Berichten des „Spiegel“ will der Münchner Waffenkonzern mehr als 70 „Leopard“-Panzer an das Sultanat Oman verkaufen.
Der Leopard sei seit Jahren im Oman vom aussterben bedroht, da könne man Abhilfe schaffen, indem man 70 Stück ihrem natürlichen Lebensraum zufüge; so argumentieren all die, die „Sultanat“ für eine Back-Zutat von Omas Christstollen halten.

Der Kampf gegen den IS bestimmte (neben Pep) die Schlagzeilen des Dezembers.
Deutsche Rüstungsunternehmen wollen sogar einige Tanklastzüge in das Krisengebiet senden. In den Behältern, so vertraute Quellen, befinde sich ein hochexplosives chemisches Gemisch aus Treibstoff, Zucker und Ochsenblut, welches auf deutschen Weihnachtsmärkten als Glühwein verkauft wird.

Und damit wären wir bei einem wichtigen Punkt beim Kampf gegen den Terror. Im Dezember ließ nämlich kaum ein Politiker den Hinweis aus, dass er dieses Jahr erst recht auf den Weihnachtsmarkt gehe und Glühwein trinke, denn genau das beabsichtige ja der IS: Dass wir hier keinen Spaß mehr an unseren christlichen Werten haben.
Das, geneigter Leser, ist Widerstand! Das ist Kampf für unsere christlichen Werte der Gesellschaft, sozusagen: Glühweinsaufen gegen den IS.

Es gibt aber auch Terrorexperten, die wittern eine ausgeklügelte Taktik des IS dahinter. Indem sie ein Volk dazu bringen, dass es sich aus Trotz mit billigem Glühwein zu Tode säuft.
Ist dies nun eine andere Variante von „Deutschland schafft sich ab“? – Das ist die große Frage.
Wahrscheinlich arbeitet Thilo Sarrazin bereits an seinem nächsten Bestseller mit dem Titel: „Der Putsch mit dem Punsch“.
So fände der Ausverkauf Deutschlands auf andere, nie vermutete Art und Weise statt.
Ausverkauf – das bedeutet: Alles muss raus! Und genau das empfindet der deutsche Glühweintrinker, wenn er sich würgend über einer Kloschüssel befindet – alles muss raus!

Oder wie bereits 1825 der bekannte deutsche Volksdichter Ulf Röhricht aus Speyer schrieb: Lass dir den Spaß doch nicht verübeln, trink Glühwein bis zum Kotze kübeln!

Deutsche Waffen, deutsche Soldaten im Krieg. Der Beitrag der Bundesregierung für eine friedlichere Welt entspricht zur Zeit der Behandlung eines Sexualstraftäters mit Viagra.
Wäre da Glühwein nicht die bessere Alternative?
„Nein“, sagen Experten des Verteidigungsministeriums, „Glühwein kommt nicht in Frage, chemische Waffen stehen nicht zur Debatte.“

Man darf auch nicht vergessen, die Rüstungsindustrie pumpt Geld in den Kreislauf der Wirtschaft, sie ist eine Art Prostata des Systems.
Warum also auf aufregendes Kriegsspielen verzichten, nur um den Frieden zu bewahren? Man lässt sich doch auch nicht den Samenleiter durchtrennen, nur um eine Schwangerschaft zu verhindern.
Ich kann nur sagen: Vorsicht! Denn:
Wer in Gebiete eindringt, in denen er nichts zu suchen hat, darf sich nicht wundern, wenn man ihn irgendwann ordentlich an den Eiern packt!
Und damit endet dieses Jahr.

Ich wünsche allen Lesern des Satirischen Monatsrückblicks einen guten Rutsch ins neue Jahr. Und was das Jahr 2016 auch bringen mag: Immer schön lächeln!


Spruch des Monats
„Gar nichts zu tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich jene, die am meisten Geist voraussetzt.“
Oscar Wilde