Satirischer Monatsrückblick Juli 2017
Fast jeden Monat treten in Deutschland neue Gesetze in Kraft, so auch im Sommer. Einige kennt man, andere wiederum nicht. Einige sind wichtig für das gesellschaftliche Zusammenleben, bei anderen fragt man sich: Hä? – Was soll das?
Ab Juli übernehmen zum Beispiel gesetzliche Krankenkassen die Kosten für Video-Sprechstunden. Nachsorge und Kontrolle kannst du demnächst online machen.
Ist für den Doktor ja auch hygienischer, wenn er dich nicht mehr anfassen muss, gell? Du zeigst dann zum Beispiel deine Beißerchen in die Bildschirmkamera und der Doktor sieht an seinem Computer, wieviel Löcher du in den Zähnen hast. Tja, Früherkennung ist halt wichtig. Und das Schöne daran, die NSA weiß auch gleich, dass du Karies hast, meldet es deiner Versicherung, die dann wieder mal einen Grund hat, den Beitrag zu erhöhen.
Oder das neue Prostituiertenschutzgesetz. Auch wegen der Früherkennung. Damit staatliche Organe früh genug erkennen, ob einer ihrer Mitarbeiter…ach, lassen wir das.
Jedenfalls, wenn Sie demnächst ein Bordell betreiben wollen, also falls, nur mal angenommen. Natürlich weiß ich, dass die Leser meines Monatsrückblicks keine Bordellbetreiber sind. Also, falls man sich in Zukunft für das horizontale Gewerbe entscheidet, muss man sich seit Juli das Gewerbe behördlich genehmigen lassen.
Jetzt werden Sie sagen, naja, dass muss ja jeder Klempner, warum nicht auch Bordellbetreiber. Gut, zum Klempner geht man ja nicht freiwillig. Sondern weil der Abfluss verstopft ist. Oder ein Rohr verlegt werden muss.
Nein, geneigter Leser, ich werde jetzt nicht der Versuchung erliegen, um den billigen Gag zu bemühen: „Ins Bordell gehst du ja auch, um ein Rohr zu verlegen…“ Hahaha.
Auf jeden Fall müssen sie beim Klempner nicht die Hosen runterlassen. Beim Finanzamt schon, aber das ist ja kein Gewerbe, sondern eine Behörde. Und es wäre unsinnig, wenn eine Behörde sich behördlich genehmigen lassen müsste.
Zurück zum neuen Gesetz. Ich frage mich jetzt, nach welchen Kriterien ein Beamter die Genehmigung für ein Bordell erteilt?
„Was, Sie wollen in der Bismarckstraße einen Puff aufmachen? Geht nicht.“
„Aber warum?“
„Liegt nicht auf meinem Arbeitsweg.“
Offiziell heißt es: „Bei Antragstellung muss ein Betriebskonzept vorgelegt werden, anhand dessen die Gegebenheiten des Betriebs geprüft werden, darunter insbesondere die organisatorischen, personellen, räumlichen, hygienischen und sicherheitsbezogenen Rahmenbedingungen.“ So das Bundesjustizministerium.
Räumliche Rahmenbedingungen werden geprüft. Wie hab ich mir das vorzustellen? Kommt da einer von der Behörde zum Probeliegen?
Betriebskonzept? Was ist das Betriebskonzept vom Puff? Rein – raus. Fertig! Also, der Kunde geht rein, kommt wieder raus, innen nochmal rein-raus. Das war’s. Ist bei jeder Bank so, wenn du einen Kredit beantragst. Du gehst rein, wirst ins Hinterzimmer geführt, und wenn du raus gehst, merkst du, die Kohle ist weg. Und nebenbei haben die dich übers Ohr gehauen. Was heißt, übers Ohr gehauen, der Zuhälter will ja auch leben. Gut, bei einer Bank heißt das nicht Zuhälter, sondern Filialleiter.
Und wieso müssen sich ab sofort Prostituierte mit Bild registrieren lassen? Wahrscheinlich stellen die Behörden dann einen internen Katalog zusammen.
„Hey Karl, guck mal hier, die Susi ist aber scharf…“
„Die heißt doch nicht Susi, sondern Brigitte.“
„Woher weißt du das?“
„Ist die Frau vom Chef.“
Was gab es sonst so im Juli? Der Abgasskandal geht in die nächste Etappe. Bei soviel Doping fürs heilix Blechle erblasst jeder Tour de France Fahrer vor Neid. Gut, bei den Radfahrern werden nicht die Abgaswerte manipuliert, sondern die Blutwerte.
Die Autohersteller dachten sich wohl, abgesprochener Schwindel ist halber Schwindel. Das Vorzeigebaby der Deutschen, die Autoindustrie, entpuppt sich als Schmuddelkind.
Aber letztendlich wollen wir das ja so. Eine Gesellschaft, in der Statussymbole wichtiger sind als der gesunde Menschenverstand, darf sich nicht wundern, wenn sie von ihrer Elite am Nasenring durch die Manege der Manipulation geführt wird.
Du hältst dich für aufgeklärt, weil du nicht an die Jungfräulichkeit Marias glaubst, aber wenn dir der Schlipsheini im Autohaus erklärt, dass es wichtig für die Sicherheit deiner Sippe ist, im SUV zu fahren, weil das Gelände so unwegig und die Gefahr von angreifenden Büffeln, Tigern und Nashörnern in unseren Innenstädten so groß ist, dann sabberst du nur: „Stimmt. Ein großes Auto kann nicht schaden.“
Doch, du Neandertaler. Es schadet. Dir, deinen Kindern, der Umwelt. Eine neue Studie zeigt, wenn du in deinem Auto hinter einem Diesel stehst, atmest du so viel Stickstoffdioxid ein, da kannst du gleich am Auspuff schnüffeln.
Apropos Neandertaler. Es gab ja noch den G20 Gipfel im Juli. In Hamburg. Aber dazu ist schon alles geschrieben, jede Verschwörungstheorie verkündet, jedes Pamphlet veröffentlicht.
Der Juli war halt dieses Jahr für Hamburger nicht so prickelnd. Oder wie es in dem Gedicht „Sommer in Hamburg – 2017“ von Anton Lebertran so schön heißt:
Der Sommer ist hier viel zu kühl,
es regnet oder es ist schwül,
die Sonne wurde kurz gesehn,
an einem Samstag um halb zehn.
Weil Hamburg bunt ist und gefällt,
nennt man es gern „Das Tor zur Welt“,
doch viele guckten ganz verdrossen,
im Juli war das Tor verschlossen.
Man sieht Demonstranten rennen,
Steine fliegen, Autos brennen,
man schlägt sich wütend auf die Nase,
holt Wasserwerfer, Tränengase.
Und Wochen später ne Messerattacke.
Sommer in Hamburg – einfach Kacke!
Ich hoffe, dass Ihr Sommer etwas besser war und falls nicht, wir haben ja noch den August. Kommen Sie gut in selbigen und denken Sie dran: Immer schön lächeln!
Spruch des Monats
„Zehnmal musst du lachen am Tag und heiter sein!
Lernen wir uns freuen, so verlernen wir am besten, anderen weh zu tun.“