Satirischer Monatsrückblick Oktober 2015

von | Okt 31, 2015 | Satirischer Monatsrückblick

Alter Falter. Das war ein Oktober. Jetzt geht’s ans Eingemachte. Jetzt geht’s nicht um die Wurst, sondern an die Wurst:

Die Weltgesundheitsorganisation WHO will rotes Muskelfleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufen.
Rotes Muskelfleisch, das sind nicht die Chippendales, sondern Rind, Schwein, Schaf, Pferd und Ziege.

Bratwürste und andere verarbeitete Fleischwaren werden sogar offiziell als „krebserregend“ eingestuft.
Ob du dir eine Havanna oder eine Krakauer ins Gesicht steckst, spielt jetzt keine Rolle mehr.

In Zukunft steht im Supermarkt an jeder Fleischtheke ein Warnhinweis: „Nackensteak kann tödlich sein!“ (Für das Schwein, welches in der Auslage liegt, war es das ja schon.)
Was willst du dir da noch nächsten Sommer auf den Grill schmeißen? Rinderfilet aus Tofu?

Nackensteak kann tödlich sein.

Nackensteak kann tödlich sein.

Und dann gab es im Oktober wieder das Thema Nummer eins: Flüchtlinge! Manchmal sitz ich vorm Fernseher und hab das Gefühl, das ist doch die Tagesschau vom Februar. Ist das nur ne Wiederholung? So gleichen sich die Bilder über Monate.
Ich weiß gar nicht, wie viel Hüte ich ziehen würde, wenn ich welche hätte. Vor Hochachtung! Vor all den ehrenamtlichen Helfern, die bis zur Erschöpfung arbeiten.

Die CSU fordert sogar einen TV-Sender für Flüchtlinge, der ihnen „unsere deutsche Werte und unsere deutsche Leitkultur“ vermitteln soll.

Das Programm guck ich mir auch an, das wird lustig.
Deutsche Werte. Uli Hoeneß zeigt 1000 legale Steuertricks. Ranga Yogeshwar erklärt den Unterschied zwischen Fußgänger-Ampel und Zebrastreifen. Nach den Nachrichten läuft täglich im Wechsel „Fack ju Göhte“ Teil eins und zwei. Danach kommt „Der Kaiser und die Demokratie“, eine Reportage über Franz Beckenbauer und nachts gibt’s „Die beliebtesten Bahnstrecken Deutschlands“ – ach nee, die kennen die Flüchtlinge ja schon.

Deutsche Leitkultur? Was ist das eigentlich? Immer schön den Müll trennen? Nachts keine Flaschen in den Container schmeißen? Rechts vor links – gut, das kennen die Flüchtlinge auch schon. Und natürlich die deutsche Dreifaltigkeit: DFB! Also: Döner, Fußball, Bier!
Ist natürlich Quatsch, es muss Autos, Fußball, Bier heißen. Doch AFB gibt als Abkürzung nicht so viel her wie DFB.

rechts vor links

rechts vor links

Und was ist das für eine grandiose Überleitung zu einem weiteren Thema des Monats Oktober: Das Sommermärchen 2006 wurde wahrscheinlich gekauft!

Also, wenn ich ehrlich bin, ich hatte das nicht anders erwartet. Außerdem hatten wir einfach die besseren Bewerbungsunterlagen als unsere Konkurrenten.

Der DFB bestreitet alles und argumentiert, es gäbe keine Hinweise auf Unregelmäßigkeiten. Eben. Wer die FIFA kennt, der weiß, dass da regelmäßig geschmiert wird.
Opa Schlawutzke von nebenan sagte zu mir: „Ich wusste gar nicht dass FIFA etwas mit Fußball zu tun hat, ich dachte das ist eine Art Altherren-Verein und bedeutet ‚Funktionäre im fortgeschritten Alter’.“

Sommermärchen. Jeder weiß doch, dass ein Märchen immer gut ausgeht. Damals haben die Italiener gewonnen, nennen Sie das etwa ein gutes Ende?

Was für eine Rolle spielte der Kaiser? Wird aus der Lichtgestalt eine finstere Figur? Ein schwarzer Magier, ein dunkler Lord, ein Voldemort des Fußballs, der mit den Todessern der FIFA gemeinsame Sache macht?
Erweist sich Theo Zwanziger am Ende als falscher Fünfziger? Und welche Rolle spielt die Kanzlerin in diesem Sommermärchen? Gute Fee oder böse Hexe?
Fragen über Fragen. Jetzt soll endlich die Wahrheit ans Licht kommen. – Herrschaftszeiten, wann kapiert ihr endlich, Märchen und Wahrheit, das passt einfach nicht zusammen.

Die besseren Argumente...

Die besseren Argumente…

Um es noch mal zusammenzufassen: Der Beckenbauer soll damals was gemacht haben, wovon der Niersbach nichts wusste, der Zwanziger hat aber gehört, dass es der Netzer gesagt hat, was der Netzer bestreitet, weil der gar nicht wissen konnte, was der Franz mit dem Theo, weil der Wolfgang damals noch gar nicht…ach, ich weiß es doch auch nicht.

Jedenfalls, genau so sieht es aus, wenn senile Männer sich zanken. Das passt gut in jede drittklassige Vorabendserie.
Deutschland, dein Sommermärchen! Ich kann es nicht mehr hören.
Übrigens, schon Heinrich Heine wusste, wie es im Fußball zugeht, er schrieb bereits im Jahre 1844 folgende Verse:

„Gottlob! man kollektierte für uns
selbst bei den fernsten Nationen –
Ein gutes Geschäft – die Kollekte betrug
wohl an die acht Millionen.
Aus allen Ländern floß das Geld
in unsre offnen Hände,
auch Viktualien nahmen wir an,
verschmähten keine Spende.“

Und nun dürfen Sie raten, woraus das Zitat stammt. Nein, nix mit Sommermärchen, sondern…? Genau! „Deutschland, ein Wintermärchen!“

Kommen Sie gut in den November. Und falls es draußen kalt und ungemütlich wird, zünden Sie sich eine Kerze an, machen Sie es sich gemütlich und lesen Sie mal wieder. Zum Beispiel ein Märchen.

Noch besser ist, Sie gehen ins Kabarett. In diesem Sinne: Immer schön Lächeln.


Fotos: von Diagram Lajard (Eigenes Werk) [CC0], via Wikimedia Commons; von Cherubino (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons; von Friedrich.KrombergPotograpo: W.J.Pilsak, CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons

Spruch des Monats
„Gar nichts zu tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich jene, die am meisten Geist voraussetzt.“
Oscar Wilde