Satirischer Monatsrückblick Oktober 2018
Soviel (Real-)Satire im Monat Oktober, das passt gar nicht alles in einen Monatsrückblick.
Bayernwahl, Hessenwahl, Hambacher Forst und Jogis Nutella-Truppe kriegt eine Klatsche gegen die Niederlanden.
Und dann noch die Cum-Ex-Affäre.
Cum-Ex? Hat nix mit Saufen zu tun, sondern dabei geht es um Steuerrückerstattungen aus Aktiengeschäften, die den Investoren nicht zustehen. Damit wurde der deutsche Staat um 32 Milliarden Euro geprellt. (In ganz Europa sind es sogar 55 Milliarden.)
Funktioniert ungefähr so: Es gibt eine Aktie, für die wird Steuern gezahlt. Aber drei Investoren holen sich die gezahlten Steuern vom Staat zurück. Also noch mal: Einmal gezahlt. Dreimal zurückgeholt.
Muss man nicht verstehen. Lohnt sich auch nur, wenn man hohe Millionenbeträge hin-und herschiebt. Ist für Sie, lieber LeserIn, also nicht interessant. Denn ich glaube nicht, dass Menschen, die mit dreistelligen Millionenbeträgen Cum-Ex-Geschäfte machen, meinen Monatsrückblick lesen.
Und falls doch, dann nur, weil sie erwischt wurden und im Knast Langeweile haben.
Was für Sie schon eher interessant sein dürfte – insofern Sie Bahn fahren: die Bahn will den Auftritt ihrer Mitarbeiter optimieren. Je nach Region sollen die Fahrgäste mit „Moin, moin“ oder „Grüß Gott“ begrüßt werden. Zuerst dachte ich, dass sei ein Aprilscherz im Oktober. (hier zum nachlesen).
Demnächst kommt dann im Schlafwagen je nach Region das Personal als Sandmännchen verkleidet oder in Bayern setzt sich die Dame vom Zugpersonal als Nonne verkleidet an dein Bett und spricht mit dir das Abendgebet.
Oder es gibt bunte Fahrkarten. Je nach Region mal rot oder grün oder schwarz.
Aber Bahnchef Richard Lutz hat beteuert: „Solange ich Bahnchef bin, wird’s Gastronomie in den Zügen geben, das ist gar keine Frage.“
Heißt: Wenn ich abtrete, sind die Zeiten von Bohneneintopf und Currywurst im ICE vorbei.
Oder im Duktus von Walter Ulbricht: „Niemand hat die Absicht, hier das Bordrestaurant abzuschaffen!“
Was für viele Leser auch interessant ist: Der Trainerwechsel des HSV. Je nach dem, ob man Fan ist (dann leidet man) oder kein Fan (dann macht man sich halt darüber lustig).
Das ist ja mittlerweile das reinste Trainerroulette, getreu dem Motto: Vor dem Trainerwechsel ist nach dem Trainerwechsel.
Vielleicht sollte der HSV keine Auswechselspieler mehr mitnehmen, sondern Auswechseltrainer. Dann ruft der Stadionsprecher: „In der 23. Spielminute kam für Trainer Titz Trainer Wolf.“
Eine halbe Stunde später: „53. Spielminute, der HSV wechselt erneut, für Trainer Wolf kommt Trainer Gisdol.“
Und in der Nachspielzeit wechselt der HSV erneut, für Gisdol kommt Trainer Hollerbach.
Wäre alles kein Problem, denn bezahlen muss der HSV alle vier Trainer bis Sommer 2019. Das nenne ich doch mal lukrativ wirtschaften.
Und falls Sie wirklich nichts mit Fußball am Hut haben, Frau Merkel nimmt selbigen. Und das müsste uns doch alle interessieren.
(Und nein, ich kann die HSV-Fans beruhigen, Frau Merkel tut das nicht um als gebürtige Hamburgerin demnächst beim HSV als Trainerin anzuheuern.)
Bei einem Wettanbieter in Großbritannien kann man sogar auf die Nachfolge Frau Merkels Wetten abschließen. Die beste Quote erreicht bei den Buchmachern bisher Frau Kramp-Karrenbauer. Gefolgt von Friedrich Merz und Jens Spahn.
Normalerweise wechseln Politiker in die Wirtschaft als Lobbyisten. Bei Friedrich Merz wäre es genau umgekehrt.
Seit März 2016 ist Merz Aufsichtsratsvorsitzender der deutschen Tochtergesellschaft von Blackrock, dem größten Vermögensverwalter der Welt.
Außerdem sitzt Merz bei einem weiteren Unternehmen im Aufsichtsrat: der Düsseldorfer Privatbank HSBC Trinkaus.
Trinkaus – klingt diesmal wirklich nach Saufen, hat aber wieder nix damit zu tun. Jedoch ist diese Bank tatsächlich in Cum-Ex-Geschäfte verwickelt gewesen.
Und so schließt sich der Kreis.
Starten Sie gut in den November und falls diese verrückte Welt da draußen Sie kirre macht: Immer schön lächeln!
Fotos: Bundesarchiv, Bild 183-V01850 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons; User: Benreis auf wikivoyage shared [CC BY-SA 3.0 ], vom Wikimedia Commons
Spruch des Monats
„Die Zehn Gebote sind deshalb so kurz und verständlich, weil sie ohne Mitwirkung einer Sachverständigen-Kommission entstanden sind.“