Satirischer Monatsrückblick Oktober 2020
Was in den meisten Regionen der Republik zum Beispiel ein Pfannkuchen ist, ist in Sachsen ein Eierkuchen. Während der sächsische Pfannkuchen in Süddeutschland Krapfen, in Norddeutschland aber Berliner genannt wird. Ein Berliner wiederum ist in Bayern kein Gebäck sondern einfach nur ein Saupreuß.
Anderes Beispiel: Der Franke sagt zum halben Liter Bier Seidla, für den Bayern ist es „eine Halbe“ (a Hoibe). So weit, so gut. Was aber ist nun gemeint, wenn unser aller Kanzlerin von einschneidenden Maßnahmen spricht? Diese nämlich prophezeit sie uns für den Herbst.
Einschneidende Maßnahmen, da denke ich zuerst an einen Chirurgen während der OP. Kanzleramtsminister Helge Braun ist übrigens Arzt, ich weiß jedoch nicht auf welchem Fachgebiet. Er jedenfalls sagte vor ein paar Tagen: „…wir müssen im Grunde genommen alle unsere Kontakte halbieren.“
Einschneidende Maßnahmen, Kontakte halbieren. Nun ist unsere Regierung sicher nicht unter die Kannibalen gegangen, aber mit welchem Vokabular sie hantiert, das lässt mich schon aufhorchen.
Selbst Opa Schlawutzke von nebenan ließ sich daraufhin zu einem Kalauer hinreißen.
„Kennste den?“, fragt er mich über den Gartenzaun und legt los. „Bei OBI sind die Kettensägen ausverkauft.“ Und bevor ich etwas erwidern kann, fügt er hinzu: „Die Regierung hat dringend dazu geraten, wir sollen unsere Kontakte halbieren.“
Während er lacht, dass seine Dritten den Halt verlieren, führe ich vor meinem geistigen Auge dieses Bild weiter: Kontakte halbieren! Womit soll ich das tun? Mit dem Messer (einschneidende Maßnahmen), der Axt, der Säge?
Und wo fange ich an? Bei den beruflichen Kontakten? Den Privaten? Bei Männern? Frauen? Halbe Oma, halbe Mutter, halbe Freundin, halbe Frau. Da bekommt der Begriff „eine Halbe“ eine ganz neue Bedeutung.Auch über die Begrifflichkeit des Beschränktseins scheint man sich mancherorts nicht ganz klar zu sein. Zwar wird das Beschränkte in so mancher deutschen Amtsstube vorbildlich gelebt, aber was hat es damit auf sich, wenn zum Beispiel auf der Homepage von Bad Dürkheim steht, das Trauungen im Rathaus beschränkt seien?
Sie haben ja recht, all das sind ironische Spitzfindigkeiten. Jedoch bin ich schon etwas verwirrt, wenn mir meine Kanzlerin auf einer Pressekonferenz folgenden Satz offeriert: „Jede vermiedene Krankheit ist eine gute Krankheit.“
Was bitte schön ist eine gute Krankheit? Solche Sätze gehören in die Kategorie „Ein Lothar Matthäus lässt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal.“ Geäußert von eben diesem unserem Loddar.
Von einem Fußballspieler nach Spielschluss kann ich jedoch nichts anderes erwarten, nach 90 Minuten Rennen und Hüpfen verursacht die Sauerstoffarmut im Hirn schon mal den ein oder anderen verbalen Fehlpass. Aber von einer Kanzlerin darf, ja muss ich anderes erwarten. Zumal wenn sie solche Sätze ganz in Ruhe sitzend von ihrem Script abliest.
Wie dem auch sei. Bei allen Einschränkungen, werden Sie, liebe Leserin und lieber Leser, nicht beschränkt. Und wenn Sie etwas halbieren, dann ihre Freude. Denn Sie wissen ja, geteilte Freude ist doppelte Freude. In diesem Sinne kommen Sie mit geteilter Freude, aber heil in den November.
Und – fast hätte ich es vergessen: Immer schön lächeln!