Satirischer Monatsrückblick September 2016
Der September war überlagert von der Trennung des Traumpaares schlechthin. Nein, nicht Merkel und Seehofer. Mit dem Traumpaar sind nicht Angela und Horst, sondern Angelina und Brad gemeint. Die Jolie und der Pitt. Die Schöne und das Biest.
Jedenfalls, wenn man den Medien glauben mag. Also, noch einmal: wenn man mag! – Ich mag nicht.
In jedem Sender war es zu hören, in jeder Zeitung zu lesen. Aus jeder Pore eines Lautsprechers qoll der geifernde Ton von Möchtegern-Journalisten, die das Scheitern einer Vorzeigeehe kommentierten.
Die Paparazzi arbeiteten auf Hochtouren. „Wieso trennen sie sich?“, „Wer bekommt die Kinder?“ „Hat er geschlagen? Gekokst? Gesoffen?“ „Mit wem hat er sie oder sie ihn betrogen?“ „Hat er die Kinder misshandelt?“ „Bewarf er sie mit Rollpopeln?“ „War das der Scheidungsgrund?“ – Herrschaftszeiten.
Spekulationen werden im Minutentakt über den Äther gejagt, die in ihrer Dimension einen Hedgefonds-Manager an der Börse ein respektvolles Kopfnicken entlocken.
Keiner weiß was Genaues, aber das weiß man genau.
Jedenfalls so etwas in der Art soll Schweiger gesagt haben, Sie wissen ja, man versteht ihn so schlecht…
Und was war nun eigentlich passiert? – Nichts! Also fast nichts. Ein Paar hat sich getrennt. Ein Hollywood Paar. So wie es fast 50% aller Paare tun.
„Aber die sind so reich. Und so schön.“ Oder wie eine Reporterin im Radio, deren Neidspuckefäden man förmlich vor dem inneren Auge sehen konnte, absonderte: „Auch die Reichen und Schönen erwischt es.“ Wenn es eine olympische Disziplin in Gehässigkeit gäbe, die Goldmedaille wäre den Deutschen sicher.
Ganz ehrlich, mir ist das wurscht. Immerhin haben die zwei eine vorbildliche Ehe geführt. Ganze zwei Jahre. Na und? Andere schaffen nicht einmal das. Und sie haben sechs Kinder. In zwei Jahren Ehe. Das musst du erst einmal hinkriegen. Gut, drei davon waren adoptiert, aber trotzdem.
Und während sich das halbe Land dieser Schmierenkomödie hingibt, brennt da draußen die Welt.
Denn der September hatte noch viel mehr zu bieten:
Das griechische Parlament beschließt die Privatisierung von Wasser und Gas – auf drängen der EU.
In Amerika tobt der Wahlkampf, Donald Trump verliert das TV-Duell gegen Hilary Clinton. Laut Trump lag es am Mikrofon. Tja, schlechter Handwerker schimpft eben immer aufs Werkzeug. – Abgesehen davon wird es eh nur eine Wahl des geringeren Übels.
Ebenfalls im September versuchte eine gewisse Frauke Petry von der AfD den nationalsozialistischen Begriff „völkisch“ salonfähig zu machen. Das wäre genauso als wenn du ein Konzentrationslager zum Überlebens-Trainingscamp verharmlost. Das ist nicht nur absurd oder zynisch, das ist eine Ausgeburt faschistoiden Denkens. Oder kurz: AfD.
Trotzdem hat die AfD bei den Wahlen in Berlin, Niedersachsen und McPomm aus dem Stand zweistellige Ergebnisse geschafft.
Wenn das so weitergeht, kommt es im nächsten Jahr zum Spitzenduell im Wahlkampf zwischen Merkel und Petry. Da kannst du wählen zwischen auswandern oder ins Ausland ziehen. Denn wenn es ganz blöd läuft, müssen wir uns nach der Wahl mit „Petry-Heil“ grüßen.
Aber wie sagte Horst Seehofer: „Die Beziehung ist keineswegs gefestigt.“
Warten wir mal ab, was aus den beiden wird.
In diesem Sinne kommen Sie gut in den Oktober. Und falls Ihnen das ganze Gedöns um Trennung und Trump, Wahlkampf und Intrigen zu viel wird, machen Sie es wie die Kürbisköpfe, die wir im Oktober wieder reichlich zu sehen bekommen werden: Immer schön lächeln!
Fotos: Georges Biard [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons; Archandha (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons; Mummelgrummel (Eigenes Werk) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons