Das ist der Monatsrückblick des Monats September. Ja wirklich. Ich muss das so explizit erwähnen, weil ja im September schon Oktoberfest war. Und nicht nur in München. Deutschlandweit. Ob in Aalen oder auf Norderney, die ganze Republik war in ein himmlisches Weiß-Blau getaucht.
Aber damit nicht genug. Kein Mensch traute sich noch vor paar Jahren der Innenstadt von Wanne-Eickel mit Dirndl oder Lederhose zu nähern. Da kamst du in die Klapsmühle oder es gab dermaßen auf die Jacke, das die Lederhose platzte. Galten Dirndl und Lederhose noch vor ein paar Jahren als bayrischer Aussatz, eine Art süddeutsche Lepra, kriegst du jetzt bei jedem C&A eine Tracht. Also nicht Prügel, sondern diesen Voralpenfummel. Schon ab 49 Euro. Oder bei Tchibo. Dort gingen die weg wie warme Semmeln. Nach drei Tagen vergriffen. Bundesweit wohlgemerkt.
Wenn also auf Schalke oder Dortmund wieder gegrölt wird „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, heißt das nix andres als bundesweit die Hosen runterlassen. Besser könnte man die Sparmaßnahmen von Mutti Merkel nicht auf den Punkt bringen.
Ja und Oktoberfestzeit heißt ja auch, ein ganzes Land ist im Tran. Es wird gefeiert, geschunkelt, gelacht. Und gesoffen. Was sind wir für ein fröhliches Volk. In Berlin gab es gleich 6 Oktoberfeste dieses Jahr. Zu hören sind dann aus jedem Bierzelt die dichterische Klasse eines Jürgen Drews und Artgenossen. Man kann sich der Feierei gar nicht entziehen bei Liedern wie „Zehn nackte Friseusen“ oder dem „König von Mallorca“.
Ein ganzes Land im Dauerrausch. Da merkt keiner mehr, ob die Bahn 5 Euro teurer geworden ist oder ob es die Hartz IV-Beträge waren. Auch egal, „Wir feiern bis der Arzt kommt“.
Vor Jahrzehnten hat ein kleiner Rüsselsheimer Furore gemacht. Nein, ich meine nicht den Opel Astra, sondern Norbert Blühm. Der schmatzte dereinst ins Mikrofon „Die Rente ist sicher!“ Und heute noch regen wir uns drüber auf, wie der Nobby uns damals am Rüssel herumgeführt hat.
Jetzt kommt unser Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, diese pfälzische Weinkönigin, und schnarcht uns in bester Horst-Schlämmer-Manier ins Ohr: „Wir haben quasi Vollbeschäftigung!“
Nein, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich gieß auch mal gerne einen auf die Lampe. Aber langsam geht mir das auf den Docht. Da fällt mir der Kuchen von der Gabel. Welche Drogen nimmt dieser Mann? Und wie bekifft muss ein Volk sein, diesen Schwachsinn zu glauben.
Oder hat gar der Sarrazin Recht? Ist Intelligenz doch vererbbar. Beziehungsweise Nichtintelligenz. Oder anders ausgedrückt: ist fünffache Einfalt schon Vielfalt?
Ständig hörst du in der Bahn Telefonate wie: „Ich sitz jetzt im Zug Hans, ja ich sitz jetzt im Zug…was…Funkloch….ja ich sitz jetzt im Zug.“ Bei einigen Menschen errechnet sich die Intelligenz-Abstinenz aus dem gebuchten Handy-Tarif. Da stellt sich die Frage nach Vererbbarkeit gar nicht mehr. „5000 Frei-SMS im Monat, da spar ich 200 Euro.“ Sang mir neulich eine Abiturientin ins Ohr.
Als Kinder haben wir immer gesagt: Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen und wenn du die ganze Apotheke frisst! Heute hält jeder seinen eigenen Vogel für den Heiligen Geist.
Aber Gott sei Dank kehrt bald wieder Nüchternheit ins Volk. Denn Oktoberfestzeit ist vorbei. Doch bald ist November. Karnevalszeit. Fasching. Faslam. Und das geht dann bis nächstes Jahr Juni. Und da wird dann wieder durchgefeiert und ins Dirndl gereihert, was die Lederhose so hergibt.
Jetzt sagen Sie vielleicht, da kommt doch noch Weihnachten dazwischen. Pech gehabt. Der Dezember fiel dieses Jahr auf den August. Just zu diesem Zeitpunkt gab es bei meinem Edeka Lebkuchen, Weihnachtsmänner und Glühwein.
Verwirrt hat mich allerdings, dass der April ebenfalls auf den August fiel. Da gabs bei meinem Schlecker Marzipan-Ostereier. Im Sonderangebot versteht sich. Aber egal, Hauptsache wir sind gut drauf und haben Voll-Beschäftigung – und jeder glaubts.
In diesem Sinne, kommen Sie gut durch den Oktober und – immer schön Lächeln!