Ja da hat er wieder zugeschlagen. Nein, nicht der Erdogan, sondern der Juni. Mit allem, was so ein Monat zu bieten hat. Krawalle, Staatsbesuche und Hochwasser. Der Juni ließ nichts aus. Selbst Rainer Brüderle ist die Treppe runtergefallen. Naja, FDP tut halt weh.
Gerade die Flut hat uns alle mitgenommen. (Also, nicht wörtlich gemeint.) Bei vielen Flutopfern wurden inzwischen die Sandsäcke durch Tränensäcke abgelöst. In manchen Gegenden sah man nicht nur seine Felle davonschwimmen, sondern das halbe Wohnzimmer.
Ist schon blöd, wenn du deine Klappcouch auf einem Nebenfluss der Elbe davonschaukeln siehst. Da bekommt der Begriff „meine Verflossene“ eine ganz neue Bedeutung.
In Passau hat die Flut so viel Chaos angerichtet, das schaffte nicht mal die CSU in jahrzehntelanger Alleinherrschaft.
Für Mutti Merkel war das eine gute Gelegenheit, ein paar schöne Fotos zu machen. So ganz nah am Volk. Sie bestieg sogar einen Deich. Trotzdem ist so mancher Deich gebrochen. Mein Nachbar Fred Schlibrowski sagte völlig unpassend: „Ich kann den Deich verstehen. Wenn die Merkel mich besteigen würde, würde ich auch brechen!“
In Istanbul hat sich der türkische Ministerpräsident gedacht: Es ist Juni, es ist heiß – veranstaltest du mal ein paar Wasserspiele. Also ließ er ein paar Wasserwerfer kommen und den Taksim-Platz säubern. Dumm nur, dass genau dort ein paar friedliche Demonstranten rumsaßen. Aber die Geschichte lehrt ja, wer Säuberung anordnet, ist meist selbst nicht ganz sauber.
Wussten Sie, dass die türkischen Polizisten in Hessen ausgebildet wurden? Ja, wirklich wahr. Die Polizisten lernen dort in einem EU-Projekt, „wie man möglichst gewaltfrei auf Großdemonstrationen reagiert“, schreibt Spiegel Online.
Ja, ich weiß, das klingt makaber. Aber ich hab mir das nicht ausgedacht.
So wie die türkischen Polizisten zugeschlagen haben, hat die Fortbildung in Hessen nicht viel getaugt. Gut, wer sich hauptsächlich von Grüner Soße und Äppel-Wein ernährt, für den ist Pfefferspray und Schlagstock wahrscheinlich das reinste Deeskalations-Set.
Jetzt stehen türkische Demonstranten nur rum. Als Protest. Also die stehen und gucken. Mehr machen die nicht. Trotzdem lässt der Erdogan sie wegschleppen. Das kennt man sonst nur von Fußballtrainern und Mittelstürmern. Nein, nicht das Wegschleppen. Das Rumstehen und Gucken.
Fußball gespielt wurde im Juni auch. In Brasilien beim Confed-Cup. Dort gehen zigtausend Menschen auf die Straße. Aber nicht zur Fan-Meile, sondern weil sie keinen Bock mehr haben, sich an der Nase herumführen zu lassen, die sie schon lange voll haben.
Jawoll! Die Brasilianer. Dachte man immer, die sind so doof, für Fußball tun die alles. Und jetzt randalieren die, weil die Weltmeisterschaft nächstes Jahr Milliarden verschlingt und der Staat kein Geld für Bildung mehr hat.
Auch die Buspreise wurden erhöht. Da hat der Brasilianer gesagt: Wenn ich mir schon die Tickets für ein Fußballspiel nicht leisten kann, will ich wenigstens Bus fahren.
Nein, Spaß beiseite. Inzwischen sind die Buspreise wieder gesenkt worden. Die brasilianische Präsidentin Dilma Roussef hat die Stimme des Volkes erhört.
Wie bitte? Das glauben Sie nicht? Also noch mal langsam: Buspreise rauf, Volk geht auf die Straße, Buspreise runter. So funktioniert das. Und die Brasilianer werden auch von einer Frau regiert. Und bei denen klappt das.
Können Sie sich das in Deutschland vorstellen?
Hier werden die Bus- und Bahnpreise ständig erhöht. Wir geben sogar Millionen für nichtgebaute Flughäfen und nichtfliegende Drohnen aus. Geld für Bildung und Gesundheit? Fehlanzeige!
Die Pharma,- Auto,- und Bankenlobby diktiert unfähigen Ministern Gesetze in die Feder. Korruption? Wo denken Sie hin? Das ist alternativlose Mutti-Politik.
Und geht hier einer auf die Straße? Nein! Denn Mutti hat uns gut erzogen.
Wenn der Deutsche die Schn… voll hat, haut er mit der Faust auf den Tisch. Und wenn er mit der Faust auf den Tisch haut, dann erschrickt er. Über sich selbst. Dann erhöht er die Dosis Ritalin und geht zum Anti-Aggressions-Training. Und dann ist alles wieder gut.
Und während Sie diese Zeilen lesen, klingelt es vielleicht an Ihrer Wohnungstür. Denn der amerikanische Geheimdienst liest mit. Und der war schneller als Sie. Und jetzt kommt der zu Ihnen an die Haustür. Und du machst auf, weil du denkst, die beiden draußen sind wieder mal die Zeugen Jehovas. Aber es sind Bill und Gloria vom NSA. Und die haben keinen Wachturm, sondern die sind der Wachturm.
In diesem Sinne, lassen Sie sich auch im Juli gut ausspionieren. Getreu dem Motto: Die Späher kommen näher! Und immer schön lächeln.