London, Straßburg, Baden-Baden, Prag, Istanbul: das klingt wie die geplante Tournee von Michael Jackson, ist aber die Reiseroute von Barack Obama im Monat April. Der Monat April war der Monat der Gipfel. Und da hat sich unser Barack gesagt, Gipfelstürmen, da machste doch mal mit.
Und so zog er mit einem bescheidenen Gefolge von 500 Mann, eigener Auto- und Hubschrauberflotte nach Europa. In London übernachtete er in einer Unterkunft namens Winfield-House. Eine erbärmliche Hütte, die an Prunk und Pomp nur vom Anwesen der Königin überboten wird. Die amerikanische Multimillionärin Barbara Hutton hatte das Herrenhaus in den Dreißiger Jahren für ihre Familie erbauen lassen. Benannt hat sie es nach ihrem Großvater Frank Winfield. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, bzw. nur zwei Drittel des Namens vom Großvater. Sein voller Name lautet Frank Winfield Woolworth. Er ist Begründer der gleichnamigen Warenhauskette, die in diesen Tagen Konkurs angemeldet hat. Tja, das ist doch der Gipfel!
Apropos Gipfel: G20 Gipfel, Nato-Gipfel, EU-Gipfel. Es gipfelte im April, dass selbst Reinhold Messner vor lauter Gipfeln schummrig vor Augen geworden wäre. Außer ein paar nette Gespräche am Kamin und ein paar schöne Gruppenfotos, hatten die Gipfelstürmer der mächtigsten Länder der Welt nicht viel im Rucksack als sie den Heimweg antraten. Dafür gab’s ne deftige Rechnung. 50 Millionen Euro soll allein der Nato-Gipfel gekostet haben. Ein stolzer Preis für eine Foto-Session mit anschließender Plauderrunde. Aber wir haben es ja.
In London tobte während des Finanz-Gipfels der Mob auf der Straße. Er wollte den Bankern zeigen, wie stark die Hände derer sind, dessen Geld sie verjuchtelt haben. Doch an diesem Tag gab es keine Banker auf Londons Straßen. Zumindest nicht sichtbar. Auf Anraten der Polizei trug die gutbetuchte Cappuccino-Kundschaft keinen Nadelstreifenanzug. Selbst die Rolex musste zu Hause bleiben. In Jeans und Lederjacke schlichen sich die Zocker an diesem Tag kleinlaut hinter ihre Schreibtische zu ihren Mont-Blanc Füllhaltern. Wenn es an den eigenen Kragen geht, vergessen die selbstbewussten Finanzbubis schnell ihr Geschwätz von Corporate Identity. Während sonst das Firmenlogo ihrer Bank selbst die Unterwäsche goldbestickt ziert, wurden an diesem Tag sogar die logobekränzten Laptoptaschen in billige Plastiktüten versteckt. Aufgepasst! Schauen Sie sich demnächst den leicht muffelnden, unrasierten Typ mit ausgelatschten Schuhen im Bus neben sich genau an. Es könnte ihr Bankberater sein.
Nun könnte man denken, das reicht fürs erste mit den Gipfeln. Da kommt der große Auftritt des Horst Seehofer. Der fordert just in diesen Tagen einen nationalen Milchgipfel. Bauern, Industrie und Staat müssten sich an einen Tisch setzen. Tja, das sind doch die wahren Probleme. Der Horst zeigt der Welt-Elite, wo der Barthel den Most, äh der Bauer die Milch holt. Nämlich von der Kuh. Und genau die will ihr frisch gezapftes Nass nicht mehr so billig hergeben. Es könne nicht sein, dass Discounter die gute Milch so billig verkaufen, so Herr Seehofer. Dabei dachte ich immer, das sei der Zweck von Discountern, dass es dort preisgünstige Lebensmittel gibt.
Bundesagrarministerin Aigner hat darauf reagiert und im ZDF-Morgenmagazin vorgerechnet: „Wenn jeder von uns in Deutschland in der Woche einen Liter mehr trinken würde, dann würde das eine Erhöhung um 15 Prozent der Produktionsmenge ausmachen“. Was lerne ich aus dieser Debatte? Erstens mehr Milch trinken. Zweitens, jede Zusammenkunft unterschiedlicher Interessensvertreter wird in Zukunft „Gipfel“ genannt.
Was sonst noch passierte: Ab dem 1. April sind Paracetamol und Johanniskraut verschreibungspflichtig. Man sollte sich also vor der nächsten Party ein Rezept holen, damit man den Kater hinterher wirkungsvoll bekämpfen kann. Grund für die Verschreibungspflicht sind die schwerwiegenden Nebenwirkungen die bis zum Tode führen können. Vor allem Leberschäden seien nicht selten. Dies wiederum gibt allen Trinkern Hoffnung. Vielleicht stammt ihr Leberschaden gar nicht vom Alkohol, sondern von der Pille gegen den Kater.
Apropos Pille. Das pflanzliche Mittel Johanniskraut hilft gegen leichte Depressionen. Allerdings verhütet die Anti-Baby-Pille nicht mehr zuverlässig, wenn gleichzeitig Johanniskraut genommen wird. Jetzt ist auch Johanniskraut verschreibungspflichtig. Ich vermute, dahinter steckt der Vatikan. Gerade in Frauenklöstern soll gegen Depressionen hinter Klostermauern oft Johanniskraut gegeben werden. Und wenn dann die Anti-Baby-Pille nicht mehr wirkt…
Außerdem beschließt in diesem Monat die EU das endgültige Aus der Glühbirne. Der Entschluss ist konsequent, da bei den meisten Abgeordneten die Birne ohnehin nicht mehr leuchtet.
Und gegen Ende des Monats kommt es zu einem weiteren Gipfel: dem Krisen-Gipfel beim FC Bayern München. Der dauert jedoch nur wenige Stunden und endet mit dem Rausschmiss unseres WM-Helden Jürgen Klinsmann.
Und nun muss ich Schluss machen, denn ich habe heute Abend mit meiner Frau beim Griechen um die Ecke einen Gyros-Gipfel.