Kennen Sie Josef Friedrich Schmidt? Nein? Aber Sie kennen „Mensch ärgere dich nicht“? Ja genau, das Brettspiel. Bei dem man meist kurz vorm Loch rausgeschmissen wird. Es wird nämlich 100 Jahre alt. Und besagter Herr Schmidt hat es erfunden.
Vor 100 Jahren begann auch der Erste Weltkrieg.
Nun werden Sie sich fragen, was hat „Mensch ärgere dich nicht“ mit dem ersten Weltkrieg zu tun?
Kein Mensch wollte das selbstgebastelte Spiel von Herrn Schmidt kaufen. Also schickte er 3000 Exemplare an Kriegs-Lazarette. Und damit verhalf der dem Spiel zum Durchbruch. Denn mit dem Spiel konnten die deutschen Landser Leid und Schmerzen verdrängen. Kommt noch der psychologische Aspekt dazu, dass die gegnerischen Figuren ganz ohne Gefahr „zum Abschuss“ frei waren.
Papa schießt nur halbtags
Vielleicht ist es ja kein Zufall, dass ebenfalls im Januar unsere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine familienfreundliche Bundeswehr fordert. Vielleicht hat sie ja genau das damit gemeint. Nach dem Kampfeinsatz in Afghanistan abends mit den Lieben noch ein kleines Brettspiel.
Deine Schulter hat die Kugel eines Heckenschütze erwischt – „Mensch ärgere dich nicht“. Oder wie wär’s mit Elfe raus? Barrikade? Die Siedler von Catan? Wikinger – Die vergessenen Eroberer? Getreu dem Motto: „Schantalle, lass den Papa jetzt mal in den Krieg arbeiten gehen, mittags ist er wieder zurück, denn er schießt nur halbtags.“
Die Rüstungsexporte nach Nordafrika und in den Nahen Osten haben ja zugenommen. Und nun muss das Zeug verballert werden, sonst gibt’s keine Folgeaufträge.
Rüstungsexporte! Klingt ja irgendwie niedlich. Als wären es Ritterrüstungen mit denen dann der kleine Abdul in Syrien die Abenteuer von Ritter Rost nachspielen darf.
Eigentlich handelt es sich ja um Waffenexporte. Also Waffen, die Familien töten. Das ist dann gar nicht familienfreundlich, aber die Exporte sichern nun mal Arbeitsplätze. In Deutschland. Und das ist ja dann doch wieder familienfreundlich.
Da haben wir immer über den Westerwelle gelästert. Doch der hatte wenigstens noch in militärischen Dingen eine „Kultur der Zurückhaltung“ gefordert. Der rote Frank Walter von der SPD, unser neuer Außenminister, sieht das alles etwas anders. „Wir müssen uns einmischen“, meint er.
Klitschko zeigt Zivil-Courage
Wir müssen uns einmischen. Das ich nicht lache. Für die Ukraine gilt das nicht. Da sind wir ganz still, denn schließlich wollen wir es uns mit dem lupenreinen Demokraten Putin in Russland nicht verscherzen. Sonst dreht der uns noch den Gashahn zu.
Wer hätte das gedacht, dass mal ein Boxprofi in einen echten Kampf ziehen wird. Dass dieser Klitschko seine Rübe für sein Volk hinhält und eine Revolution anführt. Das nenn ich mal Zivil-Courage. Oder können Sie sich vorstellen, dass ein Axel Schulz allen voran vor dem Reichstag demonstriert und Mutti ordentlich Feuer unter dem Hintern macht, weil sie wieder mal ein paar Gesetze durchgewinkt hat, die aus mündigen Menschen domestizierte Dackel machen.
Im Moment hat sie ein kaputtes Becken von einem Skiunfall. Deshalb ist sie sitzen geblieben. Bei der Regierungserklärung. Das ist verständlich. Jeder Bademeister wird es bestätigen, mit einem kaputten Becken geht gar nichts.
„Ich will nur hier sitzen!“
Einschläfernd hat sie ihren Text runtergeleiert, als wenn sie aus dem Telefonbuch von Anklam vorliest. Schon nach 9 Minuten frohlockt sie dem eingelullten Bundestag:
„Die Regierung will die Quelle des guten Lebens allen zugänglich machen.“ Das wollen die Zeugen Jehovas auch, denke ich.
Deutschland müsse seine Hausaufgaben machen…wir dürfen die Hände jetzt nicht in den Schoß legen…der Mensch müsse immer im Mittelpunkt stehen.
Was ist da los? So viel Gleichgültigkeit macht mich rasend. Das ist keine Kanzlerin, das ist die Inkarnation der Schlaftablette, die Menschwerdung des Valiums.
Sie könnte doch genauso gut den Sketch „Feierabend“ von Loriot vorlesen. Das wäre wenigstens authentisch. Dann würde sie nämlich mehrmals das sagen, was sie wirklich will. Nämlich: „Ich will nur hier sitzen!“
Und bevor ich mich aufrege, ruft mir eine innere Stimme zu: „Mensch ärgere dich nicht!“ Und damit schließt sich der Kreis.
Kommen Sie gut in den Februar und: Immer schön lächeln.
Fotos:By Johannes D. (Own work) [CC-BY-SA-2.5-2.0-1.0], via Wikimedia Commons; By AMB Brescia (Leopard 2 A7Uploaded by tm) [CC-BY-2.0], via Wikimedia Commons, See page for author [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons