»Is schon komisch.«
»Was?«
»Na, die deutsche Sprache.«
»Du liegst im Bett nackt neben mir und denkst an die deutsche Sprache?«, fragte ich Bettina.
»Sei froh, dass ich nicht dran gedacht hab, als ich vorhin nackt
unter dir gelegen hab«, konterte sie.
»Schwacher Trost. Aber was ist denn jetzt so komisch an der deutschen Sprache?«
»Na ja, das Wort ›Beischlaf‹ klingt doch irgendwie komisch, oder?«
»Oh, man merkt, dass du Deutsch studiert hast«, stichelte ich.
Diese Art von Gesprächen erinnerte mich immer an einen Abend mit meinem Studienfreund Rüdiger. Wir waren damals beide im dritten Semester. Er hatte sich kurz zuvor von seiner Freundin, einer Germanistikstudentin, getrennt und wollte nun mit mir seinen Kummer runterspülen. Nach dem dritten Wodka fing er an, mir sein Leid zu klagen.
»Wenn ich dir einen Tipp unter Freunden geben kann«, begann er mit schwerer Zunge, »dann vögle nie mit einer Germanistin. Da hast du das Gefühl, der Duden liegt immer mit im Bett. Da musst du sogar grammatikalisch richtig stöhnen.«
»Ach, du bist jetzt nur frustriert, weil das mit Monika nicht geklappt hat. Eigentlich sind sie doch ganz süß«, versuchte ich, ihn zu trösten, und schielte zum Nachbartisch, an dem zwei hübsche Studentinnen saßen, die ich schon einmal in einem Seminar mit dem Titel »Die Verführung in der deutschen Literatur der Gegenwart« gesehen hatte.
»Vergiss es, Alter. Das sind alles banale, äußere Dinge. Da falle ich nicht mehr drauf rein«, prostete mir Rüdiger zu und bestellte sich den nächsten Drink. Ich erinnere mich noch genau, wie er seinen Stuhl zu mir heranrückte, mir seinen Kopf entgegenstreckte und geheimnisvoll tuschelte: »Ich verrate dir mal was, also unter Männern, darfste aber niemandem weitersagen. Wenn wir’s getrieben haben, Monika und ich, das war total scheiße. Nicht dass der Sex schlecht gewesen wäre, wir haben es sogar holländisch gemacht.«
»Holländisch?«
»Na ja, unter Wasser. Wie gesagt, der Sex war richtig geil, aber ständig hat sie meine Sätze verbessert. Ich war immer am überlegen, heißt das jetzt ›Gib’s mir!‹ oder ›Gib mir’s!‹. Verstehste? Ich konnte mich gar nicht mehr aufs Eigentliche konzentrieren.« Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Oder heißt das ›aufs Wesentliche‹? Ach, egal. Als ich dann wissen wollte, ob sie mir als Germanistin den Ursprung des Aphorismus ›Dumm fickt gut‹ erklären könne, hat sie mich rausgeschmissen. Da hat sie ein Theater gemacht, ob das denn jetzt heiße, sie sei zu blöd zum Vögeln, nur weil sie studiert habe. Dabei war das doch gar nicht so gemeint, verstehste?«
Ich verstand Rüdiger sehr gut, obwohl ich damals noch nicht ahnen konnte, dass ich mich mal in einer ähnlichen Situation befinden würde…
© Joachim Zawischa
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