Monatsrückblick August 2011

Endlich ist er vorbei. Der Sommer. Der Urlaub. Wo sind Sie eigentlich nass geworden?
Ich bin nach Südfrankreich geflüchtet, dort war der Regen etwas wärmer.
Hier hattest du einen halben Monsunregen im Bierkrug, wenn du dich beim Grillen nicht schnell genug untergestellt hast.

Andererseits sollten wir froh sein. In anderen Jahren wurden Brot und Brötchen teurer, weil die Ernte vertrocknet war. (Dieses Jahr werden Brot und Brötchen teurer, weil die Ernte abgesoffen ist.)
Überhaupt finde ich das alles nur Stimmungsmache. Ich hatte dieses Jahr drei Bienen auf dem Balkon. Wenn das kein Sommer ist.

Was brachte der August sonst noch? Einen 100-Meter-Läufer mit Fehlstart, den Amis einen Wirbelsturm und uns eine neue Staffel von „X-Factor“.

Während wir hier über feuchte Grillkohle jammern, hat in Amerika „Irene“ ganze Häuser weggepustet. Wer denkt sich eigentlich all die Namen für diese Wirbelstürme aus? „Irene“ – das kommt aus dem Griechischen und bedeutet – nein, nicht „Pleite“, sondern „Frieden“.
Ein völlig unpassender Name für einen Hurrikan. Wirbelstürme müssten doch „Bora“ heißen. Das bedeutet so viel wie kalter Windstoß, kalter Regenguss. Oder meinetwegen „Guido“, das hat auch etwas Abschreckendes.

Abgeschreckt hat mich die Leichtathletik-WM. Die sind dort knallhart. Der schnellste Mann der Welt wurde disqualifiziert. Das muss man sich mal vorstellen. Da läufst du der ganzen Welt locker davon und nur weil du deinen Hintern einen Bruchteil von einer Sekunde zu früh aus dem Startblock schwingst – zack – Fehlstart! Disqualifiziert!
Vielleicht sollten die das in Berlin auch mal einführen: Wenn die Regierung einen Fehlstart hinlegt, wird sie disqualifiziert! Das wird lustig. Da haben wir alle drei Monate Neuwahlen.

Bevor ich es vergesse: Haben Sie im August diese riesigen Werbeplakate von VOX gesehen? In jeder Stadt hingen die. Von weitem dachte ich, ey, super! Ein neuer Asterix-Film. Da war so ein Typ drauf mit der Nase von Miraculix und dem Bauch von Obelix.
Als ich näher kam, sah ich, das war Werbung für die neue Staffel von „X-Factor“. Das war Sarah Connor mit ihrem Riesenzinken und überdimensionalen Babybauch. Warum tut man uns das an?
Also von mir aus kann die Pop-Dohle so viele Kinder kriegen wie die Uschi von der Leyen. Aber doch nicht schon wieder eine Casting-Show. Mit wem auch immer. Wieviel Volksverdummung verträgt der Fernsehzuschauer noch? „DSDS“, „Supertalent“ – und jetzt wieder „X-Factor“. Welche Fernsehredakteure muten uns solch komatösen Unterhaltungswert zu?

Das ist genau so interessant wie Wett-Angeln in Holland. Oder eine dieser Sendungen, in denen drittklassige Komiker erzählen, warum sie viertklassige Witzeerzähler lustig finden.
Mein dreiundneunzigjähriger Nachbar hat es auf den Punkt gebracht. Letzte Woche röchelte er über den Gartenzaun: „Cindy aus Marzahn lebt und Vicco von Bülow musste sterben.“

Ich fand den Spruch cool und hab ihn gleich Chantal aus dem ersten Stock erzählt. Die ist Fan von Cindy und haut mir eine vors Schienbein und piepst mit ihrer Mäuschenstimme: „Dieser Vicco von Bülow geht mir echt am Arsch vorbei. Aber haste gehört, dass Loriot gestorben ist. Das finde ich total uncool von dem.“

Tja, wie sagte schon Hans Schleim, der Erfinder der Wanderschnecke: „Humor ist nichts für Weicheier.“ In diesem Sinne, kommen Sie gut in den September. Und immer schön lächeln!