Monatsrückblick August 2010

In Stuttgart soll der Hauptbahnhof unter die Erde verlegt werden. Warum eigentlich nicht gleich ganz Stuttgart? Dann hätten doch alle etwas davon. Oder wie meine Großmutter immer betete: Herr, rette die Seele der Schwaben – falls sie eine haben!

Der Monat August zeigte wieder einmal, wie sehr du dich als Kabarettist auch bemühst, die Realität übertrifft dich immer.

Die Bahn entschädigt die Hitzeopfer. Also Sie wissen schon, diejenigen, die im Sommer im ICE Sauna spielen durften. Damit das nicht mehr vorkommt, kündigte Bahnchef Rüdiger Grube eine „Kunden- und Qualitätsoffensive“ an. Heißt soviel wie, in Zukunft darfst du nur noch mit ärztlichem Attest Bahn fahren. Bei Kreislaufbeschwerden gilt für dich dann nur der Winterfahrplan.
2,7 Mio Euro musste die Bahn bisher als Entschädigung berappen. Tja, das hatte sich unsere Regierung anders vorgestellt, als sie den Bahnmitarbeitern Rüdiger Grube als Chef vor die Nase setzte. Da kann man nur sagen: Wer andern einen Grube wählt, fällt selbst hinein.
Außerdem bekommen alle, die im Sommer in 50 Grad heißen Zügen fahren mussten eine Fahrt im Winter bei Minus 20 Grad gratis.

Nächste Botschaft im August: Unser Ober-Soldat Guttenberg reformiert die Bundeswehr. Nur noch sechs Monate soll der Stahlhelm das Pony drücken. Sein Motto: „Reinschnuppern!“. Klingt wie vorm Eros-Center im Frankfurter Bahnhofsviertel: „Ey, einfach mal Reinschnuppern hier. Ohne Gedeckzwang!“
In Zukunft gäbe es keine Gammelzeit mehr, so Guttenberg wörtlich. Wenn also zukünftig etwas gammelt beim Bund, dann höchstens das Fleisch in der Kantine.
Und wer reingeht (also ins Heer der Ahnungslosen) tut das nur noch freiwillig – genau wieder wie beim Eros-Center. Naja, vielleicht verspricht sich der Freiherr den Effekt, wenn du einmal drin bist, willst du nicht mehr raus. Ist auch wieder wie beim… naja, Sie wissen schon.

Übrigens: Angelockt werden die Freiwilligen mit Erwerb des Führerscheins, ordentliche Bezahlung, Anrechnung auf Rentenversicherung, Optionen auf Studienplätze und vieles mehr.
Und wer es ganz genau wissen will: Mit haargenau denselben Versprechungen wurde man früher in die Kampfgruppen der DDR gelockt. Das zeigt doch wieder einmal, wie sehr wir schon wiedervereint sind.

Jetzt, wo die Kirchenhäuptlinge nicht mehr an die Menschen rankommen, probieren sie es mit Tieren. In Rom soll man sich dazu wie folgt geäußert haben: „Siamo buoni sugli uccelli!“ Was frei übersetzt soviel heißt wie: Wir sind gut zu Vögeln. Ein Kapuziner-Mönch, der zurückgezogen in einer fränkischen Erdhöhle haust, soll gesagt haben: „Nimmt man uns die Knaben weg, Nachbars Hund ist auch kein Dreck.“

2,4 Millionen Kinder in Deutschland leben an der Armutsgrenze, doch beim Kirchentag hüstelt der evangelische Pfarrer Laker: „Das Leid der Fische wird unterschätzt.“ – Geht’s noch! (Mein Goldfisch rief neulich auch schon: „Nie wieder Schuppen!“)
Einst widmeten sich die Kirchen den Stummen und Tauben. Jetzt den Tauben und Hunden. Und Laboraffen und Ratten. Halt alles was nach Pfarrer Laker eine Seele hat.
Und alle waren sie da: Drewermann, Prinzessin Maya von Hohenzollern und – jetzt halten Sie sich fest: Musikalischer Höhepunkt war ein Auftritt des ehemaligen Genesis-Sängers Ray Wilson.
Da hätten doch nur noch die Jacobs-Sisters mit ihren Pudeln gefehlt.

Und was macht unsere Kanzlerin Angela Merkel derweil? Die will die Laufzeiten von Atomkraftwerken verlängern. Wäre sie mal lieber zum Kirchentag gegangen. Bei Hunden kann sie die Laufzeiten ohne Bedenken verlängern – bevor man sie stilllegt (oder segnet).

In diesem Sinne einen guten Start in den September. Und falls euch ein Licht aufgeht, denkt dran: Ab ersten September gibt’s keine Glühbirnen mehr. Also dann: Immer schön Lächeln!