Wie abwechslungsreich war doch der April. Die Medien servierten uns ausgesuchte Häppchen deutscher Vielfalt. Zum Beispiel: Den Hoeneß, Uli! Bayern München! Uli Hoeneß! Das Champions-League-Halbfinale der Bayern! Den bösen Herrn Hoeneß! Den sozialen Herrn Hoeneß!

Vielfalt in Einfalt. Oder: Einfalt in Vielfalt? Ich weiß es nicht. Jedenfalls war das der pure Wahnsinn!

Innerhalb einer Woche hat jedes Talkshowformat das Thema „Uli Hoeneß“ dreimal durchgekaut, abgelutscht und wieder ausgespuckt. Ich warte auf die Schlagzeile „Pferdefleisch bei Uli Hoeneß entdeckt!“
Wo du auch hinsiehst, überall Uli Hoeneß. Ein Wurstfabrikant rückt uns auf die Pelle.

Das hat damals nicht mal der Guttenberg geschafft. Gut, der war ja auch nicht Fabrikant, sondern Wurst. Und der hat ja auch nur bei seiner Doktorarbeit beschissen. Gedanken geklaut. Der Hoeneß hat ja richtige Kohle … nee, geklaut hat er die nicht. Er hat die sogar versteuert. Er hat nur die Gewinne vom Zocken nicht versteuert. Wird vermutet.

Leck mich am Arsch, was willste denn darüber Satirisches schreiben? Oder Lustiges? Alle drehen hier am Rad.
Dabei ist das doch ein alter Hut. Der Nonnenmacher, der Zumwinkel, VW, BMW und wie sie alle heißen, die bescheißen doch den Staat schon jahrelang. Natürlich alles legal.

Die Hamburger Elbphilharmonie, der Berliner Flughafen – wäre längst fertig, wenn der Hoeneß seine Millionen nicht in die Schweiz geschleppt hätte.
In der Grundschule der Kinder meiner Nachbarn ist das Klo kaputt. Nur wegen Uli Hoeneß.
Allein bis hierhin taucht der Name „Hoeneß“ im satirischen Monatsrückblick April 10 Mal auf. Und das nur wegen Uli – also dem Hoeneß.
Man stelle sich vor, wäre der Hoeneß ehrlich gewesen, dann gäbe es keine Arbeitslosigkeit, kein Hartz-IV, keine Armenküchen in deutschen Großstädten.
Mein Lieblingseis (Vanille mit Rucola-Stückchen) – schmeckt seit zwei Wochen wie die ausgekochte Strumpfhose von Oma Schlibrowski. Liegt nur am Hoeneß. Und überhaupt: Klimawandel, Ozonloch. Herr Hoeneß, es muss einmal gesagt werden: Schämen Sie sich nicht?

Wenn der geneigte Leser sich jetzt fragt, woher der Hoeneß so viel Macht hat – keine Ahnung! Ich dachte bisher auch immer, Angela Merkel regiert das Land. Mit einer vom Volk gewählten und als mündig befundenen Regierung. Eine Regierung, die Gesetze schafft, die es ermöglichen ganz legal Tochterfirmen in Steueroasen zu gründen. Eine Regierung, die das Blindengeld kürzt.

Aber vielleicht irre ich ja und in Wahrheit regiert uns Uli Hoeneß. Oder vielleicht geht es ja gar nicht um ihn. Sondern um den Hoeneß in uns allen? Wer weiß das schon…
Kommen Sie gut in den Mai und nicht vergessen: Immer schön lächeln!

PS: Nun ist mir doch noch etwas Lustiges eingefallen: Die Ballade vom Wurstfabrikanten Uli H.

Abstand unten!