Wie war das Wetter bei Ihnen im August? Hier gab es so manchen ungemütlichen Regenabend. Also saß ich statt vor dem Grill vor der Glotze; statt gut abgehangenen zarten Nackensteaks beim Bruzeln zusehen, durchtrainierte zähe Fleischpakete bei der Leichtathletik-WM beobachten. Eines dieser Pakete hieß Usain Bolt und lief die 100 Meter in 9,58 Sekunden. Seine Spitzengeschwindigkeit lag bei 45 km/h. Wenn der in diesem Tempo bei uns durchs Wohngebiet stiefelt, kriegt er fast schon Punkte in Flensburg. Da nehmen ihm glatt die Schuhe ab. Jetzt weiß ich auch, warum die Athleten so alberne Lätzchen mit großen Zahlen drauf anhaben. Das sind eigentlich Nummernschilder. Damit der Orts-Sheriff weiß, wen er geblitzt hat.

Wenn unsere Spitzenpolitiker auch mal so schnell wären wie die Sportler. Ich meine gedanklich, nicht körperlich. Was rauskommt, wenn Politiker Sport treiben, hat ja der thüringische Ministerpräsident Althaus gezeigt. Der hat ja am letzten Sonntag bei der Landtagswahl gemerkt, nicht nur beim Skifahren kann man abstürzen. Der verteilt wahrscheinlich an alle CDU-Politiker Thüringens Sturzhelme, damit die den Absturz seiner Partei wenigstens einigermaßen überleben.

Währenddessen freut sich die Opposition ein Loch in den Bauch. Vor allem im Saarland. Dort haben die Linken unter Oskar Lafontaine ihr Wahlergebnis verzehnfacht. Der letzte Politer, der aus dem Saarland kam und ein so gutes Wahlergebnis erzielt hat, hieß Erich Honecker. Unzählige Ossis heulen jetzt auf: „Nein, nicht schon wieder!“ Gut, bei Honecker war klar, dass der mal hoch hinaus kommt. Schließlich war der Dachdecker. Aber Oskar Lafontaine als Physiker? Mittlerweile gibt es die ersten Verschwörungstheorien. Lafontaine hätte das Attentat auf ihn 1990 gar nicht überlebt, sondern er sein nur die Wiedergeburt Honeckers. Andere wieder behaupten, ein Dachdecker könne nicht so einfach als Physiker reinkarnieren. Nun ist aber Angela Merkel auch Physikerin. Deshalb behaupten wieder andere, der Lafontaine sei die Reinkarnation von Honecker und die Merkel die Reinkarnation von Lafontaine. Und dann passt es ja wieder. Naja, alles nur Theorien und Gedankenspiele, aber lustig, gell?

Apropos lustig und Spiel. Was der FC Bayern München derzeit spielt, ist auch ziemlich lustig. Die Bayern erfreuen die ganze Republik. Nach dem dritten Spieltag Platz 14. Der neue Trainer van Gaal wird ja als General bezeichnet. Wenn das so weiter geht wird der General bald zum fliegenden Holländer. Aber noch ist der Transfer-Markt nicht geschlossen, die Bayern können sich noch verstärken. Bis heute Mitternacht dreht sich noch das Wechsel-Karussel der Spieler. Ich sehe ja schon gar nicht mehr durch, wer denn nun eigentlich für welchen Verein spielt und wer nur ausgeliehen ist, oder geleast, vermietet, verschwägert, verwitwet oder was weiß ich. Aber das bringt Leben in die Bude.

So ein Wechselkarussel wäre ja auch mal eine Idee gegen die Politikverdrossenheit in unserem Land. Stellen Sie sich mal vor, für eine Ablösesumme von 50 Millionen Zigarillos geht Müntefering zu den Grünen. Renate Künast wird an die CSU ausgeliehen, Gregor Gysi wechselt ablösefrei zur FDP, Seehofer lügt in Zukunft für die SPD und Edmund Stoiber kehrt aus dem Ruhestand zurück und trainiert den Ortsverband der Piratenpartei Berlin-Mitte. Nur Angela Merkel rührt sich nicht von ihrem Regierungs-Stühlchen und bleibt wo sie ist. Denn als Physikerin weiß sie, wo ein Gegenstand ist, kann kein zweiter sein.