Mutti war auch da. Im Mai. In London. Beim Champions-League-Endspiel. Wussten Sie schon, dass sich im Wembley-Stadion genau 2618 Toiletten befinden? Mehr als an jedem anderen Veranstaltungsort der Welt. Das muss man sich mal vorstellen.

Wenn du auf jedem Klo nur 30 Sekunden pinkeln gehst, sind das 1309 Minuten. Das sind über 21 Stunden. Und über 14 Fußballspiele. Ohne Verlängerung und Elfmeterschießen.
Mutti Merkel war also auch da. Also nicht auf dem Klo, sondern in Wembley. Gut, auf dem Klo war sie vielleicht auch, aber das weiß ich nicht. Als Kanzler musst du auch mal Strullern. Aber was hat es mit dieser Fußball-Begeisterung auf sich?

Wochenlang ging es nur darum: BVB gegen Bayern, Klopp gegen Heynckes, Bela Rethy gegen Marcel Reif.
Ein Land im Fußball-Wahn.
Woher kommt diese Fußball-Verrücktheit?
Wenn man viel Geld ausgeben will, um mit einer Horde Gleichgesinnter zu klatschen und zu grölen, kannst du dir doch auch eine Karte für den Musikantenstadl kaufen.

Fußball ist eben nicht nur in, Fußball ist nicht nur geil. Fußball ist Religion. Deswegen glaubt man an den Sieg. Man beschwört den Fußball-Gott, es gibt Rot-Sünder und man betritt den Heiligen Rasen.
Bei Spiegel-online war zu lesen, Hobby-Vogelzüchter Herr Manfred Rakowski gibt seinen Vögeln die Namen von Trainer und Spielern seines Lieblingsvereins Borussia Dortmund. Da hat der Klopp keinen Vogel, da ist der Klopp ein Vogel.

Den Vogel abgeschossen hat im Mai jedoch ein anderer:
Thomas de Maiziere, unser Kriegsminister…äh Verteidigungsminister. 600 Mio Euro hat er verzockt. Für diese Drohne, die er bei den Amis bestellt hat. Diesem Euro-Habicht.
600 Mio Euro! So viel Geld verprasst man sonst nur für nichtgebaute Flughäfen, nichtgebaute Bahnhöfe oder Elbphilharmonien.
Aber nicht für eine nicht fliegende Drohne. Also fliegen können kann sie schon, nur dürfen darf sie nicht. Kriegt keine Genehmigung für Europa. Dabei weiß jedes Kind, wie schwer es ist, Genehmigungen für Drohnen zu bekommen.

600 Mio Euro. Dafür muss ein ehrbarer Bürger lange Steuern hinterziehen, bis er so ein Sümmchen zusammen hat. Eines hab ich vom de Maiziere gelernt: Es muss ein geiles Gefühl sein, das Geld anderer Leute auszugeben. Der Hoeneß hat sich ja wenigstens noch selbst angezeigt.

Angezeigt ist auch Beate Zschäpe, diese Eva Braun für Arme.
Endlich ging der NSU-Prozess los. Die Journalistenplätze waren neu ausgelost. Das war ja ein Gedöns. Ich hätte die Auslosung öffentlich gemacht. In einer Samstag-Abend-Show. So mit Lostrommel. Von FIFA-Generalsekretär Sepp Blatter. Der ist ja unbestechlich. Hätte gleich noch die Schöffen und Richter losen können. Und das Urteil.

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe trug Business-Look. Alle Zeitungen schreiben, wie toll sie aussieht. So gar nicht nach Böse.
Ganz seriös sieht sie aus. Als würde sie vor der Tagesschau von der Börse aus Frankfurt berichten.

Doch nur weil sie irgendeinen Fummel von Prada oder Gucci trägt, wird aus der Nazi-Tante noch lange keine harmlose Walddorf-Fee. (Obwohl die auch nicht harmlos sind und vom Outfit eher ein selbstgehäkeltes Strickkleid aus mundgekauter Heidschnucken-Wolle tragen.)
Einige Zeitungen kommen regelrecht ins Schwärmen. So als sollte sie sich für die nächste Staffel bei „Germany Next Top-Model“ bewerben. Dabei mag die braune Beate lieber Sturm-Staffeln.

Bleiben wir noch ein bisschen in Bayern. Dort gab es im Mai die Verwandten-Affäre der CSU.
Gegenwärtig können die Abgeordneten monatlich 7524 Euro für Mitarbeiter ausgeben. Da haben einige Abgeordnete und Minister gleich mal ihre halbe Sippe angestellt. Das ist halt eine Art bayrische Familienpolitik. Da wärst du doch dumm wie ein ausgelutschter Weißwurstzipfel, wenn du das Geld nicht in der eigenen Familie aufteilen würdest.
Früher nannte man so etwas Vetternwirtschaft, heute heißt das Verwandten-Affäre. Warum? Genau! Weil es nicht nur Vetter sind, sondern auch Ehefrauen, Söhne und Brüder. Dabei sagen einige, im tiefsten Bayern herrscht so viel Inzucht, da ist jeder irgendwie der Vetter von jedem.

Und dann gab es noch ein Riesen-Geburtstagsfest im Mai: Die SPD wurde 150 Jahre alt. Gut, die SPD sieht ziemlich alt aus, das wussten wir schon lange. Einige Mitglieder machten den Eindruck, als wären sie schon bei der Gründungsveranstaltung dabei gewesen. Nein, nicht Helmut Schmidt. Den konnte man doch gar nicht erkennen. Der war umhüllt von weißen Rauchschwaden.

Auf der Feier im Leipziger Gewandhaus war selbst Mutti anwesend. Also nicht die Mutti der SPD, sondern Mutti Merkel. Also die Mutti der CDU. Unser aller Mutti. Also Mutter unser auf Erden.
Was sie dort wollte? Naja, als Kanzler nimmst du halt auch jede Fete mit. Ist doch auch nicht anders als früher im Studentenwohnheim in Russland, oder?

In diesem Sinne: Prost! Und kommen sie gut durch den Juni.
Falls Sie es vergessen haben: Es ist Sommer. – Immer schön lächeln!

Abstand unten!