Nun ist der März vorbei und das Superwahljahr ist bereits in vollem Gange. Viel hat die große Koalition ja noch nicht gebacken gekriegt in den ersten drei Monaten. Bis auf die Abwrackprämie für alte Autos. Die wurde sogar aufgrund der großen Nachfrage verlängert. Wer das bezahlen soll? Keine Ahnung! Ist ja auch egal. Schließlich geht es darum, wieder gewählt zu werden. Da werden gerne mal Geschenke verteilt. Zur Konfirmation oder zur Firmung gehste ja auch nicht alleine wegen des Heiligen Geistes. Sondern weil Oma die Kohle für das neue Moped locker macht. Und Oma schenkt einem die Knete für das Moped auch nicht wirklich ganz selbstlos. Oder wegen des Geistes, des Heiligen. Schließlich soll Enkelchen später einmal das Kreuz an der richtigen Stelle auf dem Wahlzettel machen, wenn es heißt, wen besuche ich zuerst im Altersheim.
Jedenfalls haut das so richtig rein mit der Abwrackprämie und so mancher heißgeliebte Oldtimer hat heute schon das praktische Handtaschenformat.
Nun ist aber nicht nur in der Automobilindustrie der Absatz eingebrochen. Auch in anderen Sparten „stimmt das Produkt“ – wie unsere Kanzlerin im Falle Opel zu sagen pflegt – aber keiner kauft etwas. Die IG Metall fordert deshalb Abwrackprämie für alte Kühlschränke. Wenn das so weiter geht, kommt bald die Abwrackprämie für alte Stehlampen, dann alte Buntstifte… (Schließlich „stimmt das Produkt“!)
Noch rechtzeitig vor dem 1. April hat unser Hartmut von der Bahn die Kurve gekriegt und seinen Hut genommen. Ist auch gut so, sonst hätte man womöglich denken können, es sei ein Aprilscherz. Aber nun ist es amtlich. Was alle gehofft haben, sich jeder gewünscht und keiner mehr für möglich gehalten hat: Hartmut Mehdorn ist nicht mehr Bahnchef.
Die ICE-Flotte von Herrn Mehdorn wurde ja viele Jahre nach bekannten, schon verstorbenen Persönlichkeiten benannt. Albert Schweitzer, Bertold Brecht, Kaspar David Friedrich, Heinrich Heine. Alle schon tot. Wilhelm Busch, Theo Lingen, Sophie Scholl, Oberschwaben… Gut Oberschwaben ist keine Persönlichkeit, aber dafür ziemlich tot.
Seit 2002 tragen die ICE-Züge Städte-Namen. Das ist auch gut so. Wahrscheinlich sind denen die Namen von toten Persönlichkeiten ausgegangen und die hätten auf Lebendige zurückgreifen müssen.
Stellen Sie sich das mal vor. Stellen Sie sich vor, die hätten einen Zug nach unserem ehemaligen Wirtschaftsminister Michael Glos benannt. Was soll das für ein Zug sein? Ein ICE? Ein „Express“? Das kann doch nur ein Zug mit lauter Schlafwagen sein, oder?
Warum die Züge Namen haben, weiß kein Mensch. Ich erkenne auch überhaupt keine Logik bei der Namensvergabe. Anfangs dachte ich, da steckt ein System dahinter. Der ICE „Boddenküste“ fährt von Bremen nach Binz auf Rügen! Das leuchtet mir ein. Ein Nachtexpress der Bahn heißt jedoch „Orientexpress“. Raten Sie mal, wo der hinfährt? Kleine Hilfestellung: Orient, das ist der vorderasiatischer Raum, Naher Osten, Nordafrika! Genau! Der fährt von Straßburg nach Wien! Naja, die Türken standen ja schon mal vor Wien. Vielleicht hat die Bahn sich da gedacht…Wien und Orient, das passt schon irgendwie.
Vielleicht sind die Zugbezeichnungen auch nur Tarnnamen. Damit die Bespitzelung des Zugpersonals besser zu koordinieren ist. Die Staatssicherheit hat ja auch mit Decknamen bei den inoffiziellen Mitarbeitern gearbeitet. Hat sich Mehdorn gedacht, statt IM „Waldvogel“ nehm ich IC „Wetterstein“. Merkt doch keiner.
Bespitzelung der Bahn-Mitarbeiter – das hat nun den Hartmut den Kopf gekostet. Der hat ja fast seine komplette Firma ausspitzeln lassen. Aber er hat natürlich nichts gewusst davon. Nein, wirklich nicht.
Und was für hübsche Namen diese Bespitzelungsaktionen hatten? Eine hieß „Aktion Eichhörnchen“. Wie soll ich mir das vorstellen? Da sitzen erwachsene Männer im Nadelstreifenanzug und planen eine „Aktion Eichhörnchen“. Niedlich, oder? Das haben wir zuletzt im Kindergarten gespielt oder in der Grundschule. Räuber und Gandarme, Schatzsuche, Winnetou und Old Shatterhand, Ich sehe was, was du nicht siehst. Dem Mehdorn hätte ich wenigstens Monopoly zugetraut. Aber der spielt „Aktion Eichhörnchen“. Was hat der gedacht, was Schaffner oder andere niedere Bahnbedienstete einem Konzern, der mit aller Macht an die Börse will, antun können? Heimlich die Notbremse ziehen? – Wäre nicht das Schlechteste.
Was sonst noch passierte: In Köln kann man jetzt direkt mit der U-Bahn ins Stadtarchiv fahren. Und es ist Frühling geworden in Deutschland, ganz nebenbei. Alles grünt und blüht, sprießt und schießt. Letzteres leider nicht nur in Natur und Schützenverein.