Puh! Das war ein April. Stell dir vor es ist Ende des Monats und du weißt nicht, was du im „Satirischen Monatsrückblick“ schreiben sollst.
Also gehst du ins Internet, kaufst Zeitungen, machst dich schlau. Und da prasselt es auf dich herein: Die Highlights des April 2014.

Aber was ist jetzt ein Highlight? Für den einen ist es der Sieg der Dortmunder über die Bayern (12.4.), für einen anderen der Geburtstag von Margot Honecker (17.4.) und für den dritten war es schlicht und einfach Ostern (20.4.)!

Kolumne aus dem Knast?

Bei Spiegel-online lese ich die Schlagzeile: „Jede Zelle ist einzigartig“. Ja da schau her, denke ich. Jetzt schreibt der Hoeneß aus dem Knast eine Kolumne. Nein, es handelt sich um Meeresorganismen.

jede Zelle ist einzigartig

jede Zelle ist einzigartig

Nächste Schlagzeile: „Wir brauchen eine klare Linie“. Hier geht’s aber nicht um Kokain, sondern um Autodesigns. Dann: „Nie mehr Zweite Liga“ – Nicht Fußball ist das Thema, sondern der Aufstieg von Fachhochschulen. Da soll einer noch durchblicken. Schlagzeilen, die nicht halten, was sie versprechen.

Politisch sehe ich momentan ohnehin kein Land. Zumindest was Russland betrifft. Und die Ukraine. Wer hat welche Absichten? Ist Putin wirklich durchgeknallt oder tut er nur so? Was steckt dahinter? Separatisten, gefangene OSZE-Mitarbeiter, die dann aber doch keine echten OSZE-Mitarbeiter sind. Krim, Panzer, Obama, Sanktionen, Beschimpfungen…Sorry, ich bin da überfordert.

Zumal wir ja alle Nachrichten aus zweiter Hand bekommen. Und woher will ich wissen, ob da nicht bei den Berichten manipuliert wird? Mal ein bisschen Pro-Russland, dann wieder dagegen. Die „Bild“ suggeriert mir, dass Russland einen dritten Weltkrieg will, aber ich will lediglich ein paar Highlights für meinen Monatsrückblick. Dritter Weltkrieg – die spinnen doch. Das wäre zwar ein Highlight, aber da kann ich gerne drauf verzichten. Dann lieber keinen Monatsrückblick.

Trainingscamp für Bergaufbremser

Außerdem, wen interessiert schon der Krieg auf der großen politischen Bühne, wo es im April ganz andere Schlachten zu schlagen gilt. In wenigen Wochen gibt es Zeugnisse. Im April entscheiden sich die Empfehlungen für das Gymnasium. Da muss an jeder Grundschule an vorderster Front mit scharfen Geschützen um die Karriere-Laufbahn der eigenen Brut gekämpft werden.
Das Abitur der vierten Klasse entscheidet schließlich über die Zukunft des kleinen Sebastian-Frederik. Der ist, was alle in der Schule bestätigen, ein ausgesprochener Vollpfosten und seine soziale Kompetenz gleicht der einer Wildsau in der Paarungszeit. Aber du hast ihn nicht umsonst in ein spezielles Lerntraining geschickt. Eine Art Trainingscamp für Bergaufbremser. Hier gibt’s Gewaltmärsche in Mathe, Nahkampf-Ausbildung in Deutsch und Truppenübungen in Sachkunde. Gepaukt wird bis die Nerven im Kleinhirn ächzen und die Großhirnrinde knackt.

Gewaltmarsch in Mathe

Gewaltmarsch in Mathe

Oder wenn der Manager-Papa im Elterngespräch dem dusseligen Lehrerpack mal wieder zeigt, wo die pädagogische Harke hängt. Sein Torben-Olaf-Benjamin ist zu Höherem berufen, nur diese pädagogischen Blindflieger haben das noch nicht erkannt. Du hast ihm schon im Mutterleib Goethe vorgelesen und während des Geburtsvorgangs Machiavelli zitiert. Damit Sohnemann sofort weiß, in welche Richtung es geht. Aber diese Dumpfbacken in der Schule können den Stammhalter einfach nicht für den Lerninhalt motivieren.
Nun erzählst du diesen ewig gestrigen Sahneschnittchen des deutschen Bildungssystems, die sich Grundschullehrerinnen nennen dürfen, in einem 15-minütigen Referat, was du gestern im Manager-Seminar alles gelernt hast: Intrinsische Motivation heißt das Zauberwort.
Zu blöd, dass sich Torben-Olaf-Benjamin nur für Fußball interessiert und bei Acht mal Sieben eher an Zweiunddreißig denkt, anstatt an Sechsundfünfzig.
Also kommt Papa mit einer Schar von Anwälten, die aller Welt klar machen muss, dass die Hauptschule für ihn der Gulag unter den Bildungseinrichtungen bedeutet und das Gymnasium die Königsklasse.
Ja, das sind Kriege, die im April Jahr für Jahr ausgefochten werden.

Berlusconi ins Altersheim

Und was passierte sonst noch in diesem Monat:
Italienische Richter haben entschieden, Berlusconi muss nicht 4 Jahre in den Knast, sondern 4 Stunden Sozialdienst pro Woche in einem Altersheim leisten. Dabei ging es um 470 Millionen Euro Steuerbetrug. Wenn man das auf den Hoeneß umrechnet, braucht der Uli …ach lassen wir das. Ich will ja niemanden auf die Füße treten. Die Italiener sind halt…nein, ich höre jetzt wirklich auf. Ich will auch in Zukunft in Ruhe in meine Pizza beißen können.

Tanzen Sie gut in den Mai und falls Ihnen jemand auf die Füße tritt: Immer schön Lächeln.

Fotos: Mikano aus der deutschsprachigen Wikipedia [CC-BY-SA-3.0], vom Wikimedia Commons; Ivo Schwalbe [CC-BY-SA-2.0]