Der September war ein schlechter Monat für Kabarettisten, Satiriker und Comedians. Die FDP hat sich aus der Öffentlichkeit verabschiedet. Wenn der Westerwelle oder der Brüderle ans Mikrofon ging, war das immer gut für eine Pointe. Und jetzt? Der Abzug der FDP-Truppen aus Deutschland ist so gut wie vollzogen.
September hin, Wahlen her. Jetzt haben wir es endlich hinter uns. Mutti ist quasi Alleinherrscherin.
Sie ist Königin von Deutschland. Die Queen Mum aus der Uckermark.
Keiner weiß wieso, aber Sie ist beliebt bei den Deutschen. „Beliebtheit“ scheint in Deutschland zur wichtigsten politischen Kategorie geworden zu sein. Jedenfalls für einen Wahlsieg, der fast an die Prozente von Erich Honecker reicht.
Mutti ist ’ne Frau
Da zeigt doch der Deutsche, dass er dem Italiener als Macho in nichts nachsteht. Wieso Macho? Ganz einfach: wenn Frau Merkel ein Herr Merkel wäre, hätten wir sie doch abgewählt. Denn wie denkt der Macho: Frauen können es nicht so gut wie Männer. Und Mutti ist ja ne Frau. Ist ja logisch.
Und weil sie es nicht so gut können, sieht man es ihnen nach. Den Frauen. Also der einen. Mutti.
Nichtstun, Aussitzen, Spionage-Affäre, Atomausstieg-Debakel; wäre das einem Mann passiert, hätten wir ihn mit Schimpf und Schande längst davon gejagt. Aber eine Frau? Die kann das doch nicht können. Da drückt man doch mal ein Auge zu.
Herd-Heinis, Schnitzel-Legastheniker und Machos
Das ist wie bei den Fernsehköchen. Die sind auch nur so populär, weil es ihnen keiner zutraut. Ja! Ein Mann kann nicht kochen. Altes Rollen-Klischee.
Und plötzlich zaubern diese Herd-Heinis im Fernsehen ökologisch-geschwängerte Salatvarianten auf die Teller, dass es deinem Zwergkaninchen zu Hause die Tränen in die Augen treibt. Aber der Deutsche denkt: Die habens drauf!
Allerdings, so wie die hinter dem Herd zappeln und springen und das Messer schwingen, sind das doch nichts weiter als hyperaktive Koch-Krüppel. Wenn du das zu Hause nachmachst, holt deine Frau das bunte Auto und lässt dich abholen.
Und diese Schnitzel-Legastheniker halten wir für das kulinarische Nonplusultra.
Wenn dir die eigene Frau so einen Fraß serviert, schickst du sie zum Pizzaholen.
Jetzt mal ehrlich. Das ist doch unanständig. Wenn wir aufgeklärte emanzipierte Menschen sein wollen, müssen wir die Kochkünste eines Mannes doch genauso beurteilen, wie die einer Frau. Und beim Regieren dasselbe.
Aber was machen wir? Wir lassen uns einlullen. Und das gerne. Weil es von einer Frau ist.
Wir sind ein hochentwickeltes Industrieland, Exportweltmeister. Und die Chefin von dem Laden erklärt, das Internet sei für uns alle Neuland.
Wieso soll ich jemanden zum Chef wählen, der mir grade erklärt hat, dass ich ein technologischer Vollpfosten bin? Da gibt’s nur eine Antwort: Weil sie eine Frau ist. Und Frauen haben halt keine Ahnung. Zum Beispiel von Technik.
Und da ist er wieder, der Macho.
„Katze wird Bundeskanzlerin“
Und was brachte der September noch? Der Literaturpapst ist tot. Marcel Reich-Ranicki ist von uns gegangen. Auch das ist nicht gut für Comedians. War doch der alte Tausendsassa immer gut für eine Parodie. Und jeder dahergelaufene, der seine Stimme etwas verstellen konnte, dabei ordentliche lispelte, hatte die Lacher auf seiner Seite.
Und wenn du denkst, es kann nicht schlimmer kommen, da kommt von irgendwoher ein deutscher Fernsehsender. In diesem Falle der SWR. Der plant eine Krimiserie mit Daniela Katzenberger als Hauptdarstellerin.
„Herr, lass Hirn vom Himmel regnen“, möchte man flehend der Intendanz zurufen. Ist der deutsche Krimifan nicht schon genug gestraft mit Til Schweiger?
Aber es geht halt immer noch tiefer hinab in die Abgründe des Quotensumpfes.
Da hatte sich der deutsche Krimiliebhaber damit abgefunden, dass der olle SS-Horst nicht mehr durchs Bild tappert, und jetzt musst du eine pfälzische Blondine mit aufgepumpten Möpsen ertragen.
Was würde wohl Reich-Ranicki dazu sagen? „Dagegen ist Bernd das Brot hochgeistige Literatur…“
Angst, wirklich Angst macht mir nur, dass Frau Katzenberger auf ihrer Homepage mal geschrieben hat: Ich möchte irgendwann einmal die Schlagzeile lesen, Katze ist Bundeskanzlerin.
Beliebt ist sie ja schon. Katze. Genau wie Mutti. Nein, ich will wirklich nicht dran denken…
In diesem Sinne, genießen Sie den Herbst und immer schön lächeln!